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                Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Timo Hermann Barrierefreie Hausboottour mit dem Febomobil im Ruppiner Seenland, Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Timo Hermann
    Ort: Bad Liebenwerda
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Mit "Phila" auf große Haveltour Barrierefreie Hausboottour im Ruppiner Seenland

14. September 2018 von Timo Hermann

Unser Abenteuer beginnt. Wir sind auf uns gestellt und lernen unser Hausboot „Phila”, ein rollstuhlgerechtes Febomobil 1180, allmählich kennen. Die Fahreigenschaften sind für Autofahrer erst einmal gewöhnungsbedürftig, denn hier funktioniert alles viel langsamer und indirekter. Vorbei an wunderschönen Seerosenfeldern tuckern wir flussaufwärts. In Mildenberg steuern wir den Alten Hafen an. Auf der linken Seite haben wir eine Box ausgemacht, in die wir rückwärts anlegen wollen. Zwei Skipper manövrieren uns sicher in die Box. Für Rollstuhlfahrer ist der vordere Ausgang gedacht, und das heißt: nur vorwärts oder seitlich anlegen…

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Von der Marina Zehdenick nach Mildenberg

Wir richten uns in unserem komfortablen Zuhause gemütlich ein, beginnen zu kochen und erwarten unsere Freunde aus Hamburg, die uns zwei Tage begleiten. Spät fallen wir schließlich in die Betten. Davon gibt es übrigens sieben: ein Schlafzimmer mit Doppelbett, darüber ein Einzel-Etagenbett und eine Sanitärkabine mit Duschwanne und WC. Für Rollstuhlfahrer gibt es eine Schlafkabine mit Doppelbett und Schrank, gleich daneben ein größeres Bad mit berollbarer Dusche, unterfahrbarem Waschbecken und WC mit Haltegriff. Zudem liefert Kuhnle-Tours neben einer klappbaren Rampe auch zwei Haltegriffe zum individuellen Anbringen mit. Das Sofa in der Lounge lässt sich zum Doppelbett umbauen. Die Küchenzeile hat alles, was man braucht, sogar einen Backofen. Der rollstuhlgerechte Urlaub kann beginnen!

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Von Mildenberg nach Himmelpfort

Mehr als 30 Kilometer sind es von Mildenberg bis in den Stolpsee. Dabei dürfen wir auch gleich an vier Schleusen zeigen, was wir können (oder auch nicht). Zumindest können wir vier uns heute am Ruder abwechseln und trauen uns auch, auf immerhin 8 km/h zu beschleunigen. Wir fahren vorbei an Graureihern, einer Ziegenherde am Ufer und haben das Glück, Eisvögel zu sehen.

Da kein Netz verfügbar ist, verlassen wir uns auf Wasserkarten, Schilder und unser Gefühl und erreichen die Schleuse Schorfheide. Sie ist offen! Im Schneckentempo schieben wir uns in die Schleuse, werfen die Leinen über die Poller, und das Tor schließt sich hinter uns. Nach zehn Minuten befinden wir uns einen knappen Meter höher auf der Havel. An den kommenden drei Schleusen haben wir dieses Glück nicht – hier ist Warten angesagt. Wir stellen uns langsam ein auf das Leben auf dem Wasser: entschleunigen eben. Die Havel wird breiter: Wir sind auf dem Stolpsee und halten uns rechts, weil wir am Bootshaus anlegen wollen.

Der Hafenmeister weist uns in eine Position, von der wir morgen locker wegkommen. Der Schwimmsteg ist genau auf Höhe des Bootes, sodass Adina sogar ohne Rampe von Bord kann. Das Sahnehäubchen: Der freie Ausblick auf den See ist fantastisch. Weil die Mägen knurren, schlendern wir in das Örtchen Himmelpfort. Hier gibt es ein altes Zisterzienserkloster und ein Weihnachtspostamt.

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Von Himmelpfort nach Fürstenberg/Havel

An diesem sonnigen Spätsommertag genießen wir ein ausgiebiges Frühstück, zu dem sich auch einige Schwäne gesellen. Dann legen wir in aller Ruhe ab, denn nach Fürstenberg sind es gerade einmal fünf Kilometer über Stolpsee und Havel. Heute übernimmt Adina das Ruder. Schließlich legen die Erbauer des Febomobil Wert darauf, dass auch Rollstuhlfahrer mit dem Boot klarkommen. Und tatsächlich: Adina kann das riesige Boot ohne Schwierigkeiten steuern. Nur mit dem etwas groben Gashebel tut sie sich ein bisschen schwer. Souverän steuert Adina das Boot in den Schwedtsee.

Am Rande des Sees finden wir ein ruhiges Plätzchen, lassen den Anker fallen und gehen über die Badeleiter ins Wasser. Wir Männer jedenfalls. Die Frauen plaudern an Deck. Lange halten wir es im kühlen Wasser allerdings nicht aus und wärmen uns auf dem Sonnendeck des Daches wieder auf.

Am Stadtanleger Fürstenberg machen wir das Boot fest, wandern den kurzen Weg in die Stadt und verabschieden uns von unseren Freunden. Ein bisschen mulmig ist uns schon. Jetzt sind wir die restliche Strecke mit sieben Schleusen allein auf dem Boot. Wir trösteten uns aber mit unserer Erfahrung beim Wassersport: Jeder hilft dem anderen. Laufe ich in einen Hafen ein, steht meist ein Skipper auf, nimmt meine Leine und macht das Boot fest. Hier erleben wir eine selbstverständliche Hilfsbereitschaft, die wir im Alltag leider immer seltener spüren.

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Von Fürstenberg/Havel nach Wolfsbruch

Wir haben heute 20 Kilometer und weitere vier Schleusen vor uns. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Schleuse Fürstenberg: Rot! Und kein Anlegeplatz mehr frei. Ich stoppe und halte mich hinter einem weiteren Boot, das bereits vor dem Wartebereich kreuzt. Das Zeichen springt auf Grün, langsam steuere ich in die Schleusenkammer, suche einen Platz. Andere Crews übernehmen meine Achterleine. Geht doch! Wir gleiten erstaunlich präzise aus der Schleusenkammer. Mit ein wenig Übung ist das Boot ganz gut manövrierbar, auch dank Bugstrahlruder. Adina und ich gewinnen an Sicherheit. Wir genießen nun zunehmend unbeschwert die Natur, das Wasser und den auffrischenden Wind. Eigentlich sah die Wettervorhersage besser aus, aber hey, wir sind Naturmenschen. Sonne und Strand kann jeder!

In der Schleuse Wolfsbruch merke ich, dass meine Konzentration nachlässt. Reflexartig mache ich die Leine fest. Doch es geht abwärts. Gerade noch rechtzeitig löse ich den Knoten wieder. Nur 500 Meter hinter der Schleuse liegt die Marina Wolfsbruch, in der wir übernachten wollen. Wir bugsieren „Phila“ mehr oder weniger elegant durch die schmale Einfahrt und machen seitlich an der Mauer hinter einer Hamburger Crew fest. Leider ist Niedrigwasser, wir liegen rund 50 Zentimeter unter der Hafenmauer. Keine Chance, hier mit Rollstuhl von Bord zu kommen. So bleibt uns mehr Zeit, mit den Nachbarn zu klönen und zu zweit ein leckeres Risotto mit gebratener Chorizo zu köcheln. Dank der leichtgängigen Schubladen und des unterfahrbaren Spülbeckens kann sich Adina in der Küche nach Herzenslust austoben.

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Von Wolfsbruch nach Rheinsberg

Unsere Nachbarn reichen uns die Kaffeemaschine mit der Bitte, ihnen Strom zu spendieren. Die Elektrik ihres Bootes hat den Geist aufgegeben. Zehn Minuten später wechseln Maschine und Kanne wieder den Besitzer und wir planen den Tag:

Gegen 10 Uhr wollen wir ablegen, um gegen Mittag in Rheinsberg zu sein, wo wir verabredet sind. Der Wind hat über Nacht deutlich aufgefrischt. Unseren ersten Ablegeversuch quittiert „Phila“ mit einem leisen Ächzen der Fender, als eine Böe uns prompt wieder gegen den Anleger drückt. Also machen wir wieder fest, beobachten das Wetter und starten eine Stunde später einen neuen Versuch. Diesmal sind wir erfolgreicher. Uns ist nun auch klar, warum ab Windstärke 4 (etwa 20 km/h, wenn sich Äste im Wind bewegen) empfohlen wird, einen Hafentag einzulegen.

Der Wind und die Strömungen verlangen viel Steuerarbeit, aber wir schaffen es zum Rheinsberger Stadthafen. Wir schlendern durch Rheinsberg, erkunden das Schloss von außen, erfreuen uns am spektakulären Sonnenuntergang und füllen im nahen Supermarkt unsere Lebensmittelvorräte auf.

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Von Rheinsberg nach Canow

Der Wind hat nachgelassen. Also heißt es wieder „Leinen los!“. Das heutige Ziel ist rund 15 Kilometer entfernt. Es ist der Anleger Albertinenlust direkt an der Schleuse am Canower See. An der Schleuse Wolfsbruch dauert es etwas länger und wir plauschen mit anderen Crews.

Nach der Schleusung nehmen wir Kurs auf Canow, wo wir mit dem bisher elegantesten Anlegemanöver am Steg festmachen. Übung macht den Meister! Zwar ist hier nichts so richtig barrierefrei und der Weg vom Steg endet auf einer Wiese, wo es recht steil über sandige Fahrspuren nach oben zur Straße geht. Doch wir wollen diesen Ort gern erkunden und sind erstaunt, in dem 140-Seelen-Dorf gleich vier Restaurants, zwei Hotels, einen Fischer und einen Tante-Emma-Laden neben der Schleuse zu finden. Im Hochsommer tummeln sich hier dank der Lage zwischen zwei Seen locker 800 Gäste am Tag, erzählt uns der Hafenmeister. Heute liegen nur zwei Boote hier. Wir genießen den ruhigen Abend am Steg mit Blick auf den Schilfgürtel.

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Von Canow nach Mirow

Ich wache sehr früh auf und schaue aus dem Fenster: Wir sind von Schwalben-Schwärmen umzingelt! Angesichts des herbstlichen Wetters kein Wunder. Ein Blick auf den See und zur Schleuse: Es ist nichts los. Also gemütlich frühstücken vor dem Ablegen. Schließlich haben wir nur noch eine Etappe von 13 Kilometern bis Mirow vor uns.

Stau an der Schleuse, auf dem See. Also noch etwas warten. Doch die Schlange wird nicht kürzer. Wir legen seufzend ab und reihen uns ein. „Timo, komm ran! Da passt ihr noch hin!” Erstaunt treffen wir unsere Kaffee-Notstrom-Nachbarn aus Wolfsbruch wieder. Tatsächlich passt „Phila“ gerade noch so an die Wartestelle. Doch schon bald trudelt die Nachricht ein: Mittagspause! Okay, wir wollten ja entschleunigen…

Wir sind keinen Meter vorangekommen. Die Pause ist längst vorbei. Der Buschfunk sagt: Ein Defekt, Mechaniker arbeiten an den Schleusentoren. Was lange währt wird gut: Nach rund drei Stunden Wartezeit verlassen wir endlich die Schleuse. Hinter dem Kanal steuern wir hart steuerbord zum Anleger beim Fischer. Wir haben in den letzten vier Stunden noch keine zehn Minuten Fahrt gemacht, wollen aber eines der empfohlenen Fischbrötchen vom Canower Fischer ergattern. Es lohnt sich: Der frische, mild geräucherte Saibling ist ein Gedicht!

Endlich in Mirow. Wir sind zu spät dran. An der Schlossinsel finden wir keinen freien Liegeplatz mehr und fahren weiter über den See zum Strandrestaurant, wo wir zum Glück festmachen können. Morgen früh endet unser Törn im drei Kilometer entfernten Granzow und wir werden ein wenig wehmütig. Wir lassen unsere Fahrt noch einmal kurz Revue passieren: Die anfängliche Angst vor den Schleusen und dem Wind haben wir wohl unterwegs über Bord geworfen. Wir erinnern uns an all die netten Menschen, die wir überall kennenlernten. An die wunderbaren Einblicke in die Natur. Ja, es ist ein anderer Urlaub als sonst. Ein Perspektivwechsel. Wir haben viel gelernt, sind erholt und gestärkt aus diesem Abenteuer herausgegangen. Adina hat – ohne Auto-Fahrkenntnisse zu haben – zum ersten Mal ein Boot gesteuert. Noch dazu ein so großes! Das war für sie ein unvergessliches Erlebnis.

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Abschied von "Phila"

Zum Abschied zeigt sich noch einmal die Sonne. Im Sonnenaufgang drehen wir eine Ehrenrunde vor der Schlossinsel und fahren dann Richtung Granzow. Der See liegt spiegelglatt im sanften Sonnenlicht, und wortlos wechseln wir uns am Ruder ab, um „Phila“ zum letzten Tanz zu bitten.

Schon bald taucht der Anleger von Kuhnle-Tours auf, und mit einer eleganten Drehung drücken wir „Phila“ sanft in ihren Liegeplatz. Wehmütig packen wir unsere Küchenbox zusammen, räumen das Gepäck in den Handwagen und ziehen ihn vom Steg, während der Hafenmeister bereits das Abwasser abpumpt und Frischwasser tankt. Auf Wiedersehen „Phila“!

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Barrierefreie Hausboottour mit dem Febomobil im Ruppiner Seenland Barrierefreie Hausboottour mit dem Febomobil im Ruppiner Seenland, Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Timo Hermann

Fazit

Die Idee des Febomobil 1180 ist, dass Rollstuhlfahrer nicht nur mitfahren, sondern es auch selbst steuern können. Auch ist den Anbietern bewusst, dass nicht jede Marina auf Rollstuhlfahrer eingerichtet ist. Dafür gibt es ein barrierearmes Bad, große Tanks für Frisch- und Abwasser, eine berollbare Dusche, modulare Hilfen wie Haltegriffe und Rampen sowie extra viel Benzin mit an Bord. Auf jeden Fall bietet das rollstuhlgerechte Hausboot für Rollstuhlfahrer die beste Möglichkeit, mit Komfort auf dem Wasser Urlaub zu machen und der Natur nah zu sein.

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Tipps für den barrierefreien Hausbooturlaub im Ruppiner Seenland


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