Ein Stadtspaziergang auf den Spuren der Hutmacherfamilie Wilke Rund um das Stadt- und Industriemuseum Guben
Hut ab! Denn diese Tour führt den Gast auf die Spuren der Hutmacherei Wilke, ja auch Mies van der Rohe und die menschliche Anatomie haben in Guben den Hut auf. Die vielen Sprichwörter und Redewendungen, die es um den Hut gibt, zeugen von der Bedeutung der seinerzeit unentbehrlichen Kopfbedeckung. Vor einem halben Jahrhundert ging kein Mann ohne einen Hut mit fester Krempe aus dem Haus. In den 1920er Jahren fertigten in Guben rund 7000 Beschäftigte bis zu zehn Millionen Hüte, die in alle Welt exportiert wurden.
Guben, eine der ältesten Städte der Niederlausitz, liegt direkt an der Grenze zu Polen. Die Neißestadt blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Im 14. Jahrhundert war die erste Blütezeit durch Wein- und Obstanbau, Tuchmacherei, Neißeschifffahrt und Fernhandel. Danach entwickelte sich Guben zu einer weltweit beachteten Hut- und Industriestadt. Mit dem 2. Weltkrieg folgten Zerstörung und die Teilung in das deutsche Guben und das polnische Gubin. Die historische Altstadt befindet sich seither auf polnischer und der industriellgeprägte Teil auf deutscher Seite. Mit dem Aufschwung in der Nachkriegszeit entwickelte sich in Guben die wichtigste Chemiefaserproduktion der DDR und die produzierten Gubener Hüte waren weltweit bekannt, allen voran der Vigu-Hut aus Polyvinylchlorid (PVC).
Mit der Wende Anfang der 1990er Jahre erlitt die Wirtschaft von Guben ihren Zusammenbruch. Die Chemiefaserproduktion blieb erhalten, die Tuch- und Hutindustrie aber gehört zur Gubener Geschichte. Das imposante Gebäude des Gubener Bahnhofs (1) steht seit rund 150 Jahren und ist Ausgangspunkt der Gubener Stadtwanderung. Der erste Zug fuhr 1846 nach Guben. Parkplätze für Autoreisende finden sich am Bahnhofsberg. Hier startet unsere Tour.
Am oberen Ende des Bahnhofsberges links abbiegend führt die Straße in Richtung Zentrum. Mehrere Villen und Herrenhäuser in der Berliner Straße zeugen vom Wohlstand ihrer Besitzer. Nr. 14 ist die für den Tuchfabrikanten Friedrich Wilhelm Schmidt errichtete Villa. Das direkt danebengelegene ehemalige Fabrikgebäude beherbergt ein Seniorenheim. Ein Abstecher ins Café der Bäckerei Dreißig (2) lohnt sich. Der traditionelle Bäcker blickt auf mehr als 100 Jahre Geschichte zurück und betreibt heute als Familienunternehmen mehr als 100 Filialen.