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  • Regionalzug am Bahnhof Senftenberg,
            
        
                Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke Regionalzug am Bahnhof Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Auf sächsischen Spuren: Mit der Bahn nach Senftenberg

22. Juni 2014 von Matthias Fricke

„Wo liegt denn dieses Semftenberg?“, will meine Freundin wissen. Semftenberg? Mit m? Ich denke an den Senf-Sketch von Rüdiger Hoffmann aus den 90ern und antworte: „Du, das weiß ich leider auch nicht! Meintest du hingegen Senftenberg, mit n, dann sei ja alles klar, das wäre doch die mittelalterliche Perle mit Schloss und Festung am gleichnamigen See im Lausitzer Seenland. Aber Semftenberg…“ „Ach, fahr doch alleine,… !“, reagiert meine Freundin sichtlich gereizt. „Dann lohnt sich doch das Brandenburg-Berlin-Ticket gar nicht!“, entgegne ich.

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Alte Postmeilensäule im Schlossmuseum von Senftenberg Alte Postmeilensäule im Schlossmuseum von Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Tickets, please!

Ein paar Tage später, die Wogen sind wieder geglättet. Wir sitzen entspannt im Zug, genauer in der RB 19, die direkt von Berlin in gut 2 Stunden bis Senftenberg fährt. Und mit dem Brandenburg-Berlin-Ticket in der Tasche. Natürlich muss es nicht die Niederlausitz sein, denn mit dem Ticket für 29 EUR können bis zu 5 Personen einen Tag lang durch ganz Brandenburg reisen. Aber wir waren ja noch nie in Senftenberg. Außerdem gibt es im dortigen Schloss, das gleichzeitig eine Festung ist, seit Ende April eine neue Dauerausstellung zum Leben im Grenzland des früheren Preußen zu Sachsen zu sehen.

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Mit dem Brandenburg-Berlin-Ticket fahren geht`s beim 6. Mal umsonst auf Tour. Brandenburg-Berlin-Ticket, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

5 mal mit der Bahn zur Kultur, das 6. Mal umsonst

Die Ausstellung ist Teil des Themenjahres von Kulturland Brandenburg, dessen Magnet die Erste Brandenburgische Landesausstellung im Schloss Doberlug ist, die vor kurzem ihre Pforten geöffnet hat. Sie wird sicher eines unserer nächsten Ziele, denn DB Regio Nordost macht es allen Nutzern des Brandenburgs-Berlin-Tickets in diesem Jahr leicht: Mit der Aktion „6 für 5“ kann man gleich 5 mal fahren (und zahlen) und bekommt das 6. Ticket dann geschenkt.

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Seestadt schon zu DDR-Zeiten: Grafik Im Bahnhof Senftenberg Alte Begrüßungsgrafik im Senftenberger Bahnhof, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Ein Bahnhof mit Potenzial

Erwartungsfroh verlassen wir nach der bequemen Anreise den modernen Talent-Triebwagen. Hier gibt es noch ein vergleichsweise großes und zugängliches Bahnhofsgebäude mit schwungvollen Deckengrafiken aus der Ära des Sozialismus und dazu: 1 Friseur, 1 Fahrkartenautomat und 1 Abfahrtplan als gedruckter Aushang. Fehlt da nicht etwas? Ein Bahnhof kann (und sollte) ja eine touristische Visitenkarte sein, der Bahnhof Senftenberg hat in dieser Hinsicht noch viel Potenzial: Stadtplan, touristischer Infopunkt, Café, Bistro, Kiosk, Toiletten, Fahrrad- oder E-Bike-Verleih – alles Fehlanzeige. Was nicht ist, kann ja noch werden, wie die Bahnhöfe in Lübbenau, Chorin, Neuruppin, Zehdenick oder Rheinsberg zeigen.

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Genießt unter Theaterfans auch überregional Bekanntheit: die Neue Bühne Senftenberg Das Theater Neue Bühne Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Sachsen oder Preußen, Hauptsache Brandenburg

Angeblich gibt es keine zweite Chance für den ersten Eindruck, doch bereits ab der Bahnhofstraße präsentiert die Stadt ihre Schokoladenseiten. Überraschend schöne Gartenstadt-Architektur. Maritim angehauchte Ausschilderung: Blaue Würfel auf der Straße mit stilisiertem Segelboot weisen den Weg durch die Altstadt zum neu angelegten Stadthafen. Von der Bahnhofstraße zweigt nach ein paar Metern ein Fußweg zur Neuen Bühne Senftenberg ab, die sich mit ihren innovativen Inszenierungen auch überregional unter Theaterfreunden einen Namen gemacht hat. Wir steuern nun auf die Altstadt zu und wollen auf sächsischen Spuren wandeln.

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Wie weit ist es bis nach Sachsen? Die rekonstruierte Postmeilensäule auf dem Senftenberger Marktplatz gibt Auskunft. Postmeilensäule auf dem Marktplatz in Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Vom sächsischen Reisewesen

Auf dem Marktplatz stoßen wir auf die rekonstruierte Postmeilensäule aus dem 18. Jahrhundert. Postmeilensäulen galten als Aushängeschilder des gut organisierten sächsischen Reisewesens, verrät der Band „Sächsisches Brandenburg – Eine Spurensuche“ von Iris Berndt. Das Original befindet sich im Schlossmuseum. Die Säule trägt das Wappen der Kursachsen. Viele Orte, deren Namen darauf angegeben sind, liegen in Sachsen oder in Schlesien. Aber auch im heutigen Brandenburg, wie Bad Belzig oder Jüterbog – Städte, die bis 1815 zu Sachsen gehörten. Es sind die Zielorte, die früher von hier mit der Postkutsche angefahren wurden. Die preußische Postmeile war übrigens etwa 1,5 km kürzer als die sächsische Postmeile mit ihren 9 km Länge. Interessante Anhaltspunkte, wiederum nachzulesen in dem Band „Sächsisches Brandenburg“.

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Komplett von einem Erdwall umgeben: Schloss und Festung Senftenberg. Tunneleingang unter der Festung Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Schloss und Festung in einem

Neugierig geworden steuern wir die Festung Senftenberg an. Ein effektvoll beleuchteter kleiner Tunnel führt unter dem Erdwall hindurch ins Innere. In der neuen Dauerausstellung „Sachsens Festung in Brandenburg!“ im Untergeschoss erfahren wir, dass die ursprünglich slawische Burg zunächst im 14. Jahrhundert zum Renaissanceschloss und später im 17. Jahrhundert zum Festungsposten ausgebaut wurde, der Dresden vor Preußens Übergriffen schützen sollte. 1815 fielen dann weite Teile Nordsachsens an Brandenburg, so auch Senftenberg. In der Ära Preußens wurde die Anlage dann vielfältig genutzt, als Gericht, als Schule und heute als Museum. Die Anlage ist komplett von einem Erdwall umgeben, was deutschlandweit bis heute einmalig ist. Zudem ist sie vollständig erhalten.

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Abtauchen in die Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz: Bergwerksstollen im Modell im Schlossmuseum Senftenberg Tunnel unter der Festung Senftenberg, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Die Geschichte der Lausitz „zum Anfassen“

Auf unserer weiteren Entdeckungsreise durch das Schlossmuseum stoßen wir auch auf das Original der alten Postmeilensäule. Dann tauchen wir im wahrsten Sinne tief hinab in die Geschichte der Lausitz. Von einer sorbischen Bauernstube im Modell bis hin zu einem nachgebildeten unterirdischen Bergbaustollen gewinnt man vielfältige Einsichten in die von sorbischen Traditionen geprägte Kultur der Niederlausitz und wie die Bewohner hier in den Jahrhunderten bis heute gelebt haben. Den Museumsbesuch beschließen wir mit einem Rundgang auf dem Festungswall und von dort geht es durch den Schlossgarten zum nur wenige 100 Meter entfernt liegenden Senftenberger See, der bereits 1973 als erster Tagebausee geflutet wurde und heute einer der beliebtesten Badeseen in Brandenburg ist.

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Bei trübem Wetter nicht überlaufen: Blick auf den neuen Stadthafen und die Uferpromenade am Senftenberger See Kleiner Hafen am Senftenberger See, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

In Senftenberg grüßt man sich neuerdings mit „Ahoi!“

Seit wenigen Jahren existiert hier ein richtiger kleiner Stadthafen mit Bootsanlegern und einer Brücke, die 80 Meter lang in den See hineinragt. Heute leider kein Badewetter, schade. Aber die Uferpromenade lädt zu einem Spaziergang ein. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof sehen wir uns noch mal die architektonischen Perlen der Altstadt an wie das Apothekerhaus und den preisgekrönten Rathausneubau. Wer noch mehr Zeit hat, sollte sich auch der Gartenstadt Marga, Jugendstil-Werkssiedlung des frühen 20. Jahrhunderts, einen Besuch abstatten. Mit dem Rad kommt man durch Senftenberg übrigens auf der Niederlausitzer Bergbautour oder auf dem Fürst-Pückler-Weg. Und mit der RB 19 geht es stündlich zurück nach Berlin.

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80 Meter ragt die neue Stadthafenbrücke in den Senftenberger See Hafenblick auf den Senftenberger See, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Matthias Fricke

Unser Fazit

Senftenberg ist ganz sicher eine „Perle“ im Lausitzer Seenland und der Bahnhof sollte unbedingt noch eine werden. Dieser wichtige Bahnknotenpunkt mit hervorragenden DB-Regio-Verbindungen nach Berlin, Cottbus und Dresden hat es einfach verdient. Noch dazu an einem Ort, wo Sachsen Preußen küsst und die sächsische Postmeilensäule einst vorbildlich war.

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Lektüretipp:

Iris Berndt: Sächsisches Brandenburg. Eine Spurensuche. Sandstein Verlag 2014. 15,00 EUR.

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Das muss man in Senftenberg erleben


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