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  • Alte Hauptverwaltung Pulverfabrik Kirchmöser,
        
    

        Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer Alte Hauptverwaltung Pulverfabrik Kirchmöser, Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer
    Ort: Brandenburg an der Havel
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Großes Kino in Kirchmöser Vom Fischerdorf zum Drehort für „Barbara“ und „Phoenix“

13. März 2020 von Matthias Schäfer

Ein blau-weißer Linienbus fährt langsam am Klinikum vor. Es ist ein Gelenkbus der Marke „Ikarus“, die in den 1980er-Jahren das Straßenbild der DDR prägten. Aus ihm steigt Barbara, die Ärztin, die von nun an in der Provinz arbeiten muss. Es ist das Jahr 1980 – und der Fall der Mauer ist noch in weiter Ferne. So fängt der Film „Barbara“ von Regisseur Christian Petzold an, der 2011 unter anderem am Schauplatz Kirchmöser, einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel, gedreht wurde.

Barbara, gespielt von Nina Hoss, arbeitete als Ärztin bis zu ihrer Versetzung an der Berliner Charité. Eigentlich will sie zu ihrem Geliebten in den Westen. Denn nachdem sie einen Ausreiseantrag in den Westen gestellt hatte, ist nichts mehr so wie früher. Sie wird strafversetzt aus der Hauptstadt an ein Klinikum auf dem Land, weitab von allem. Und die Bilder für diese Ferne fand Regisseur Christian Petzold unter anderem in Brandenburg, im Havelland.

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Roter Klinker trifft blaue Havelseen

Die Ärztin, die eigentlich vor hatte, zu ihrem Geliebten in den Westen zu gelangen, wird stattdessen in ein gesellschaftliches Niemandsland versetzt, in dem sich die Ausreisewillige nun auf unbestimmte Zeit bewegen muss. Das wird schon in den ersten Szenen des Films deutlich. So fährt der Ikarus-Bus nicht wirklich vor einem Krankenhaus vor. Vielmehr zählen die roten Klinkerbauten zu einem einzigartigen Industrie-Ensemble in der Nähe von Brandenburg an der Havel. Es handelt sich vielmehr um die ehemalige Hauptverwaltung der damaligen „Königlich-Preußischen Pulverfabrik“.

„Nicht kleckern, sondern klotzen“, so muss das Motto beim Errichten dieses Industriekomplexes im Brandenburger Ortsteil Kirchmöser einst gelautet haben. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges sind auf dem 550 Hektar großen Areal rund 400 repräsentative Bauten mit roten Klinkern entstanden. Sie gehörten alle einst zur Pulverfabrik, die dort ab 1915 errichtet worden ist. All das wirkt bis heute großzügig gebaut und harmonisch eingebettet in die brandenburgische Seenlandschaft der Havel. Und auch Regisseur Christian Petzold schätzt diese Region als willkommene Kulisse für die große Kinoleinwand, um die Geschichte von Barbara zu erzählen.

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Kein Klinikum wie im Film „Barbara“, sondern die ehemalige Hauptverwaltung des Pulverwerkes Kirchmöser frontal alte Hauptverwaltung, Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer

Gleich nach ihrer Ankunft trifft sie auf den engagierten Kinder-Chirurgen André, der von Ronald Zehrfeld gespielt wird. Sie misstraut ihm, wie fast allem, was sie in diesem Niemandsland in der Provinz erlebt. Auch deshalb, weil sie nicht weiß, ob sich André für sie interessiert, weil er sie mag und sympathisch findet oder weil er von der Staatssicherheit auf sie angesetzt ist. Doch im Laufe des Films wird klar, dass auch André nicht freiwillig hier ist. Er musste seine Hoffnungen auf ein berufliches Fortkommen als Wissenschaftler nach Konflikten mit der Obrigkeit begraben. So entwickelt sich im Laufe der Zeit eine vorsichtig aufkeimende Liebe zwischen Barbara und André, die aber in einer Atmosphäre voller Misstrauen kaum eine Chance zum Aufblühen hat.

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Auf einer Halbinsel gelandet

Am Bahnhof des früheren Fischerdorfes Kirchmöser verschaffe ich mir auf dem Stadtplan erst einmal einen Überblick und stelle fest, dass ich auf einer Halbinsel gelandet bin. Rings um mich herum nur Kanäle und Seen, die bei Sonnenschein blau glitzern: vom Großen Wusterwitzer See über den Möserschen See, dem Plauer See bis hin zum Wendsee bin ich von Wasser geradezu eingeschlossen.

Und ich lese von einem Industrielehrpfad, auf dem Namen von Gebäuden verzeichnet sind, die auf eine längt vergangene Zeit hinweisen: ein Pulverpresswerk, eine Chemische Versuchsanstalt, ein Lokomotiven- und Panzerwerk und eine Badeanstalt hatte es hier gegeben. Über allem thront ein 65 Meter hoher Wasserturm, der auf meinem Rundgang zu den Filmdrehorten durch Kirchmöser von fast überall sichtbar ist.

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Überragend: der 65 Meter hohe Wasserturm in Kirchmöser Kirchmöser Wasserturm, Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer

Mein Weg führt mich vom Bahnhof über den Industrielehrpfad zunächst zum Rathaus Kirchmöser, das mich mit seiner strahlend weißen Fassade in seinen Bann zieht. Über die Bahnhofstraße erkunde ich den Ort weiter und erreiche das Südtor der einstigen Pulverfabrik. Denn das gesamte Areal war ursprünglich eingefriedet. Die Pfeiler des nördlichen waren einst sogar mit steinernen Adlern bekrönt, von denen heute noch ein kopfloses Exemplar auf der Wiese steht, das im Jahr 2005 bei Bauarbeiten gefunden wurde. Der Adler war als Pfeilerschmuck gewählt worden, weil er das Wappentier des Staates Preußen repräsentierte.

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Das Rathaus von Kirchmöser liegt in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Kirchmöser Rathaus, Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer

Imposante Klinkerbauten und ein weißer Obelisk

Gleich neben dem Nordtor steht eingezäunt eine alte Dampflokomotive der Baureihe 52, die den Namen „Kirchmöseraner Pendel“ trägt. Die Bezeichnung bezieht sich auf den damaligen Zugpendelverkehr, der ab 1912 die rund 5.000 Arbeitskräfte des Werkes vom Bahnhof Kirchmöser bis zum Nordtor gebracht hatte. Ich laufe durch eines der Torhäuser und schon fällt mein Blick auf ein weiteres Bauwerk, das ich an dieser Stelle nicht erwartet hätte: ein weißer Obelisk. Er diente einzig und allein dazu, den Platz vor dem Nordtor architektonisch aufzuwerten.

Direkt gegenüber nimmt mich im nächsten Moment ein Gebäude mit Säulen und einem Portikus in seinen Bann. Und sofort erkenne ich es wieder. Das ist das Klinikum aus dem Film „Barbara“. Es ist aber in Wirklichkeit die ehemalige Hauptverwaltung der Pulverfabrik. Das Gebäude steht leer, an einigen Stellen haben sich Gräser auf den Treppenabsätzen breit gemacht. Zuletzt zog 2011 zog hier Leben ein, als dort ein Szenen für den Kinofilm „Barbara“ gedreht worden sind.

Einen weiteren Drehort für den Film von Christian Petzold finde ich auf dem Marktplatz von Kirchmöser, wo zum Teil noch unsanierte Häuser stehen, die eine ideale Kulisse für den Regisseur darstellten. In einer Szene ist die Schauspielerin Nina Hoss zu sehen, als sie mit dem Fahrrad den Platz überquert, um zur Bäckerei an der Ecke zu gelangen. Der alte Schriftzug an dem Haus ist übrigens bis heute erhalten.

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Drehort alte Havelbrücke in Plaue

Doch es gibt weitere spannende Filmorte in der Nähe. Zu Fuß ist es allerdings etwas weit, um zum nächsten zu gelangen. Ein Glück gibt es die Buslinie E, die zwei Mal pro Stunde den Bahnhof Kirchmöser mit Plaue und Brandenburg an der Havel verbindet. Sie bringt mich vom Nordtor in Kirchmöser über die Seegartenbrücke in nur fünf Minuten zum Brandenburger Ortsteil Plaue mit seinem Schloss. Dort steht die alte Havelbrücke, die im Jahr 2014 in „Phoenix“ zu sehen war. Auch in diesem Kinofilm von Christian Petzold spielten Nina Hoss und Ronald Zehrfeld die Hauptrollen.

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Blick von Kirchmöser Ost über den Plauer See zum Schloss Plaue Plaue Blick auf Schloss Plaue, Foto: TMB Fotoarchiv/Matthias Schäfer

Darin geht es um die schwer verletzte Auschwitz-Überlebende Nelly Lenz (Nina Hoss), die mit zerschundenem Gesicht zurück nach Berlin kommt. Sie will herausfinden, ob ihr Mann Johnny (Ronald Zehrfeld), sie damals verraten hat. Das Drama handelt von verlorener Liebe und verlorener Identität im ausgebombten Berlin nach dem Holocaust. Regisseur Christian Petzold erforscht damit nach seinem Film „Barbara“ eine weitere Bruchstelle der deutschen Geschichte. Die dazu passenden Kulissen fand das Filmteam unter anderem an der Havelbrücke sowie im Schlosspark in Plaue. Und wer genau hinschaut, kann auch heute noch die Schienen der alten Straßenbahn auf der alten Havelbrücke sehen. Denn bis September 2002 fuhr die Tram direkt von Brandenburg an der Havel bis nach Plaue.

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Plaue und Brandenburg an der Havel: Industriekultur und Nostalgie

An diesen Drehorten in Plaue verkörperte Nina Hoss im Jahr 2014 die Rolle der Nelly. Sie hat das Konzentrationslager überlebt. Als ihre Freundin sie über die Grenze nach Hause holt, ist ihr geschundenes Gesicht bis auf ihre Augen verhüllt – wie in der Szene im Schlosspark Plaue zu sehen ist. Nelly fordert vom Chirurgen ihr altes Gesicht wieder. Das zeigt, wie verzweifelt sie sich an die Vergangenheit klammert, die ihre Freundin Lene (gespielt von Nina Kunzendorf) ihr ausreden will.

Weitere Drehorte zu „Phoenix“ sind in Brandenburg an der Havel zu finden. Noch schnell ein Fischbrötchen auf die Hand, das ich mir in Plaue an einem mobilen Stand besorge und dann schwinge ich mich in den nächsten Bus der Linie E, der mich nach Brandenburg an der Havel bringt, wo ich einen weiteren Drehort für den Film „Phoenix“ erkunden möchte. Am Industriemuseum muss ich in die Straßenbahn umsteigen. Ich nutze den kurzen Zwischenstopp, um einen kurzen Blick auf eine riesige Produktionshalle zu werfen, in der das Industriemuseum untergebracht ist.

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Wenige Minuten später erreiche ich den Hauptbahnhof, wo sich ganz in der Nähe das Fabrikgebäude der ehemaligen „Brennabor-Werke“ befindet. Da der riesige Komplex sich äußerlich nahezu kaum verändert hat, sind sie eine ideale Kulisse für historische Filmstoffe wie beispielsweise in „Phoenix“, der in Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spielt. Auch ins Innere des Gebäudekomplexes kann man gelangen, wenn man die Ausstellung in der Kunsthalle Brennabor besichtigt.

Die Brennabor-Werke hatten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Kinderwagen, Fahrräder, Kraftwagen und Motorräder produziert. Zu DDR-Zeiten etablierten sich auf dem Werksgelände die Brandenburger Traktorenwerke. Seit 1991 unterhält das Getriebewerk Brandenburg, ein Tochterunternehmen der ZF Friedrichshafen, dort eine Lehrlingsausbildungsstätte. Ebenso die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) nutzt heutzutage einige Etagen des Brennabor-Baus.

Nach so viel Industriekultur, roten Klinkern und anspruchsvollen Filmstoffen lasse ich am Ende dieses erlebnisreichen Tages die Seele baumeln während eines abschließenden kleinen Spaziergangs am Stadtkanal und zum historischen Hafen an der Jahrtausendbrücke in Brandenburg an der Havel. Danach geht es für mich zurück zum Hauptbahnhof, wo am Gleis schon der nächste Regionalexpress nach Berlin wartet.

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Originalschauplätze entdecken

Von Brandenburg an der Havel bis Kirchmöser warten spannende Orte und Ausflugstipps darauf erobert zu werden. Am besten lässt sich die Wasserstadt und die umliegenden Havelseen mit dem Fahrrad erkunden. Und ganz nebenbei steht man plötzlich in einer Filmszene von "Barabara" oder "Phoenix".


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