• Energiefabrik Knappenrode, Foto: Peter Radke
    Energiefabrik Knappenrode

    Erlebe eine faszinierende Radtour durch die sächsische Lausitz, mitten hinein in die beeindruckende Entwicklung der Kohleindustrie, die diese Region maßgeblich geprägt hat.

    Erlebe eine faszinierende Radtour durch die sächsische Lausitz, mitten hinein in die beeindruckende Entwicklung der Kohleindustrie, die diese Region maßgeblich geprägt hat.

  • Energiefabrik Knappenrode

Auf den Spuren der Lausitzer Kohleindustrie in Hoyerswerda und Knappenrode Radtour zur Energiefabrik Knappenrode

Erlebe eine faszinierende Radtour durch die sächsische Lausitz, mitten hinein in die beeindruckende Entwicklung der Kohleindustrie, die diese Region maßgeblich geprägt hat, hin zu Europas größter von Menschenhand geschaffener Seenlandschaft. Herzstück der Tour ist die ehemalige Brikettfabrik Werminghoff, die 1918 als eine der modernsten Fabriken Europas in Betrieb ging. Bis 1993 wurden hier rund 67 Millionen Tonnen Braunkohle zu Briketts verarbeitet. Heute ist die Energiefabrik Knappenrode ein lebendiges Museum und Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. Besucher erleben originale Maschinen, authentische Arbeitsatmosphäre und können bei Führungen, Mitmachstationen und Ausstellungen die Geschichte des Lausitzer Braunkohlenreviers hautnah nachvollziehen. Diese Radtour verbindet Geschichte, Technik und Natur zu einem einzigartigen Erlebnis. Sie macht die bewegte Vergangenheit der Lausitzer Kohleindustrie lebendig und zeigt zugleich, wie die Region ihre Zukunft gestaltet. Ideal für alle, die Industriekultur hautnah erleben und den Wandel einer ganzen Landschaft entdecken möchten!

Energiefabrik Knappenrode Luftaufnahme Energiefabrik Knappenrode Luftaufnahme, Foto: Peter Radke

Bahnhof - Markt - Schloss & Zoo Hoyerswerda

Vom Bahnhof aus startet die Reise durch Hoyerswerda und die Lausitz. Der Bahnhof wurde 1874 mit der Einweihung der Strecke Kohlfurt-Falkenberg in Betrieb genommen und stetig erweitert. Das Bahnhofsgebäude, zuletzt 1998 teilsaniert, befindet sich ebenso wie der Wasserturm in Privatbesitz und harrt einer neuen Nutzung. Der Weg führt durch die Bahnhofsallee. An deren Ende links abbiegen und nächste Straße (Am Bahndamm) rechts. An der Katholischen Kirche vorbei und durch die Dillinger Straße der Radwegbeschilderung in die Altstadt bis zur Tourist-Information folgen. Die Kirche wurde als spätgotische Hallenkirche erstmals 1346 erwähnt. Im April 1945 zerstört, wurde sie nach dem Krieg wieder aufgebaut. Die evangelische Stadtkirche erhielt 1957 den Namen Johanneskirche. Der Markt wird auf der Westseite geprägt durch das Rathaus, dessen Ursprünge ins Jahr 1449 zurückreichen. Sehenswert sind der Sorbenbrunnen, die Postmeilensäule mit den Entfernungsangaben in preußischen Meilen, die Krabat-Schadowitz-Bank und das Stadt Miniatur-Modell aus Bronze. Im nahen Bürgerzentrum befinden sich auch die Tourist-Information und Toiletten.

Das Schloss mit seinem Barock- und Renaissanceteil stammt in seinen Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert und ist umgeben von einem Wassergraben. Es beherbergt seit 1952 das 1932 gegründete Heimatmuseum. Hier geht es auf interaktive Zeitreise von der Urzeit bis in die Gegenwart. Während man im »ErlebnisReich« an Mit Mach-Stationen, Touch-Screens und Hör-Inseln spannende Geschichte(n) zur einstigen Burg und Herrschaft Hoyerswerda erfahren kann, geht es im »LehrReich« im Zeitraffer durch die jüngste Stadtgeschichte, von den Ereignissen im Zweiter Weltkrieg zum Bau der sozialistischen Planstadt für zehntausende Arbeiter im Bergbau bis hin zur aktuellen Entwicklung von Neufindung und Schrumpfung einer Kleinstadt. Im benachbarten Zoo Hoyerswerda, der mit einem Kombiticket für Zoo & Schloss erlebbar wird, kommen Besucher seltenen Tieren aus sechs Erdteilen nah - zum Beispiel Faultier und Gürteltier oder Fischotter und Braunbären. Auf sechs Hektar lädt der familienfreundliche Zoo mit rund 900 Tieren in 115 Arten (Stand 2025) zur Weltreise ein. Weiter geht es entlang der Teschenstraße. An der Ampelkreuzung zu Alte Berliner Straße nicht den Radwegweisern folgen, sondern nach rechts abbiegen.

Bahnhof_Hoyerswerda Bahnhof_Hoyerswerda, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz

Neustadt - Zuse-Computer-Museum - Scheibe-See

Nach der Überquerung der Schwarzen Elster ist die „Neustadt“ mit den typischen Gebäuden des industriellen Wohnungsbaus der DDR erreicht. Am ersten Abzweig leicht rechts in den Park einfahren, kurz darauf ist rechterhand das ZCOM – Zuse-Computer-Museum erreicht. Das Museum reflektiert die revolutionäre Entwicklung der Informationstechnologie von deren Beginn im 20. Jahrhun dert bis in die Gegenwart. Im Fokus stehen die schöpferi schen Leistungen des Com putervaters Konrad Zuse, der in Hoyerswerda sein Abitur ablegte, sowie die Bedeu tung der Computertechnik für Alltag und Gesellschaft. Wieder zurück auf der Albert-Einstein-Straße geht es nach rechts bis zur Bautzener Allee und der Rad-Beschilderung „Seenland-Route“ folgend in einem Zick-Zack-Kurs raus aus der Stadt. In der Grollmußstraße nach Passieren des Klini kums biegt der Radweg recht unvermittelt nach rechts ab. Der Beschilderung folgen in Richtung Scheibe See.

Der Scheibe-See ist heute der Haussee der Stadt Hoyerswerda. Seit 2017 können Wasserratten am Strand am Westufer baden. Der 13 Kilometer lange asphaltierte Seerundweg eignet sich zum Radfahren und für sportlich geübte Skater. Der Bau eines Aussichtsturms mit Aufzug, weitere Sport- und Freizeitangebote sowie die Errichtung von Ferienunterkünften und Einkehrmöglichkeiten am Scheibe-See sind in Planung. Ein Spielplatz und eine Toilettenanlage sind fertiggestellt. Der Scheibe-See entstand bis 2011 durch die Flutung des ehemaligen Tagebaus Scheibe. 1984 bis 1996 wurde hier Braunkohle gefördert - hauptsächlich für den Betrieb des Gaskombinats Schwarze Pumpe. An seiner Stelle befand sich bis Mitte der 1980er Jahre das Dorf Scheibe.

ZCOM_Hoyerswerda_Aussenansicht.JPG ZCOM_Hoyerswerda_Aussenansicht.JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz

Zur Geschichte: Die Region um Knappenrode

Die Region um Knappenrode ist eine besondere Gegend. Noch vor einem Jahrhundert gab es hier nur Sumpf, Moor und Wald. Doch dann wurde um 1910 bei Bohrungen Braunkohle entdeckt. Die Eintracht Braunkohlewerke und Brikettfabriken Aktiengesellschaft (Eintracht AG) kaufte die Waldflächen den kleinen Bauern ab. Weite Flächen wurden gerodet und bald erhob sich die Brikettfabrik Werminghoff über den Kiefernwäldern, benannt nach dem ehemaligen Direktor der Eintracht AG Joseph Werminghoff. Eine moderne Arbeitersiedlung florierte mit ihr und in unmittelbarer Nachbarschaft grub sich der Tagebau, später geflutet zum Knappensee und Graureihersee, tief in die Erde. Brikettfabriken und ihre Werkssiedlungen waren in der Lausitz Anfang des 20. Jahrhunderts ein verbreitetes Bild. Hier erschloss sich fast die gesamte Lebenswelt der Arbeiter und ihrer Familien – wie in einem Mikrokosmos. Mit der Errichtung verfolgte die Eintracht AG das Ziel, Fachkräfte anzulocken und zu binden. Der Bau der Werkssiedlung begann im Fall von Werminghoff noch vor der Grundsteinlegung der Brikettfabrik. Mitten im Wald wurde die von Dresdener Architekten im Landhausstil geplante Siedlung errichtet, die alles Notwendige zum Leben bot: einen Werksgasthof, ein Kaufhaus und eine Schule. Die Firma kümmerte sich sogar um die gesundheitliche Versorgung durch einen Arzt. Werminghoff wuchs schnell. Die Entwicklung der Werkssiedlung kann in der Dauerausstellung in der Energiefabrik Knappenrode verfolgt werden. Die Radtour führt entlang der wichtigsten Gebäude im heutigen Knappenrode.

7_Altes_Forsthaus_.JPG 7_Altes_Forsthaus_.JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz

Werkssiedlung Werminghoff und Energiefabrik Knappenrode

Von Scheibe-See aus der „Seenland-Route“ folgen, die Staatsstraße S 108 queren und durch die schattigen Kiefernwälder bis nach Knappenrode fahren. Nach dem Unterqueren der Bahnlinie passiert man das Forsthaus. Es ist das älteste Gebäude des Ortes Knappenrode und steht seit über 200 Jahren am Spannteich. Der Förster Heinrich Münch gilt als erster Bewohner Werminghoffs, wie Knappenrode zuerst hieß. Der Spannteich ist ein Quell der Ruhe und bietet vielen Tierarten wie Kranichen, Seeadlern und Fischottern ideale Bedingungen zum Leben. Er gehört zu den letzten natürlichen Teichen und Sümpfen der Region.

Der erste Spatenstich für die Werkssiedlung Werminghoff erfolgte 1914. Den Wohnungen wurde besondere Beachtung geschenkt. Es gab eigene kleine Gärten zur Selbstversorgung. Elektrizität war Luxus, welchen man sich in der Siedlung leisten konnte. In ihrer Hochzeit beherbergten diese Wohnungen bis zu 1.800 Einwohner. Im heutigen Zentrum fällt die ehemalige Schule auf, das Bürgerzentrum Knappenrode. Die Räume der Schule wurden auch für Arztsprechstunden, als Büro des Gemeindevorstehers, für Gottesdienste und durch den Chor genutzt. Modernisiert und restauriert ist der Heimatstil-Bau heute ein Blickfang im Ort. Der Lessingstraße folgend erreicht man das alte Ortszent rum, den August-Bebel-Platz. Eingangs wird der Platz vom ehemaligen Obersteigerhaus links und dem Steigerhaus rechts flankiert. Der Obersteiger hatte die Leitung und Beaufsichtigung des Betriebes inne. Dahinter zeugen ein Ensemble aus Kaufhaus und Werksgasthof vom ehemals regen Ortsleben. Das Kaufhaus war für den Ort die zentrale Lebens mittelversorgung. Angeboten wurden hier auch die Waren aus dem Gut Maukendorf, das das Werk für die Versorgung der Bewohner betrieb. Der Werksgasthof war mit seinem Saal und der Gaststube von zentraler Bedeutung für das Vereins- und Kulturleben in Werminghoff. Weiter geht es auf der Ernst Thälmann-Straße vorbei an der ehemaligen Direktorenvilla und dem seit 1921 und noch heute von der Freiwilligen Feuerwehr genutzten Gebäude der Werksfeuerwehr. Seit 1917 lebten alle Werksleiter in der Direktorenvilla. Gegenüber befand sich eine große Gartenanlage für den Gemüseanbau. Der Werminghoffstraße folgend gelangt man nun direkt auf das ehemalige Betriebsgelände. Neben der Feuerwehr befand sich früher das Werkstor. Die Backsteingebäude linkerhand waren Verwaltungsräume, Magazine und Werk stätten. Am Ende der Straße erhebt sich die Energiefabrik Knappenrode – ein Gigant der Industriekultur. Sehen, hören, anfassen, fühlen, riechen: Wer die ehemalige Brikettfabrik betritt, erlebt 100 Jahre Lausitzer Industriegeschichte mit allen Sinnen. Sie ist Technisches Denkmal und seit 1994 als Museum öffentlich zugänglich. Im modernen Foyer gibt es ein Bistro und einen Museumsshop. Ausstellung: Die multimediale Dauerausstellung erzählt erstmalig die Geschichte des Lausitzer Reviers. In Etappen geht es von der Vorindustrialisierung über den Wirtschafts boom der Braunkohle zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Rolle der Lausitz in den Kriegs- und Krisenzeiten sowie als Energiezentrale der DDR bis hin zur Gestaltung des Lausit zer Seenlands und aktuellen Fragen der Energiewende. Im Fokus stehen die Menschen und ihr Verhältnis zur Arbeit, Kultur und Umwelt. Vom 30m hohen Lausitz.Blick bietet sich eine herrliche Aussicht

Fabrik: Herzstück des Museums ist die historische Fabrik. Sieben, Mahlen, Trocknen, Pressen: Auf dem Fabrik.Erleb nis.Rundgang ist der Prozess der Brikettierung hautnah zu erleben. Ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter kommen zu Wort und dreimal täglich ruft die Werkssirene zur Akustik schicht. Außengelände: Weitere Gebäude der ehemaligen Betriebs Infrastruktur vermitteln einen Eindruck von den komplexen Betriebsabläufen - so die Kraftzentrale mit ihren riesigen Dampfturbinen und die Waschkaue. Auf dem musealen Außengelände sind Tagebaugroßgeräte, Entwässerungs technik und schienengebundene Fahrzeuge zu entdecken. Diese Maschinen waren einst täglich im Einsatz. Schichtende: Dann ist die Schicht in der Fabrik vorbei.

  • 15_Kaufhaus (2).JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz
  • 8_Bürgerhaus.JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz
  • 12_Direktorenvilla.JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz
  • 14_EFKnappenrode.JPG, Foto: Energiefabrik Knappenrode/Uwe Schulz

Über Zeißig zurück nach Hoyerswerda

Mit dem Rad geht es zurück in Richtung Hoyerswerda, der Beschilderung „Niederlausitzer Bergbau Tour - NBBT“ folgend durch Maukendorf hindurch und auf dem straßen begleitenden Radweg bis nach Zeißig. Zeißig: obersorbisch Ćisk ist ein Angerdorf der Oberlausitz und gehört zum anerkannten sorbischen Siedlungsgebiet. Zeißig wird erstmals 1248 urkundlich erwähnt. Im 1880 erbauten Zeißighof, heute vereinsgeführter Erlebnishof, kann traditionsreiche Handwerks kunst, z.B. das Weben, bei Führungen und Veranstaltungen erlebt werden. Weiter geht es in Richtung Hoyerswerda. An der Radweggabelung etwa 1,3 km nach dem Zeißighof der Beschilderung Frosch-Radweg (FRO) geradeaus folgen. Pfarrkirche: Nach der Querung der Elster bis zur Karl-Lieb knecht-Straße und hier nach rechts unter der Brücke hindurch bis zur Kreuzung Am Bahndamm / Dillinger Straße. Zur Rechten befindet sich die Katholische Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ (1913/1914 erbaut). Links über den Bahndamm, die Friedrichsstraße und die Bahnhofsallee geht es wieder zum Bahnhof Hoyerswerda, dem Ende unserer Tour durch die Lausitzer Geschichte.

Sehenswürdigkeiten & Tipps