In der nächsten Stunde werden wir nur einem anderen Kahn begegnen. Das ist aber nichts, was mir an diesem Nachmittag Verdruss bereitet. Ich bekomme eine warme Decke und halte meine Hände über den gasbetriebenen Kamin. Mit seinen zwei bis drei Kilometer pro Stunde gleiten wir durch das Labyrinth der Fließe. Auf der rechten Seite taucht die „Speisenkammer“ auf. In dem Restaurant kocht Marco Giedow, der von den Restaurantkritikern des „GaultMillau“ wieder mit hervorragenden 15 Punkten benotet wurde. Ich frage mich, ob man als Kahnfährmann abends eigentlich Muskelkater hat. „Nein“, antwortet lächelnd Robert. Dann zeigt er nach vorn, wo einer dieser Heuschober auftaucht, die so oft auf Fotos aus dem Spreewald zu sehen sind. Wir haben einen Abschnitt erreicht, an dem gar keine Häuser stehen. Die Abgeschiedenheit ist eine wahre Wonne.
Der Kamin sorgt unterdessen weiter für warme Beine. Ich bin mittlerweile im Entspannungsmodus, während Robert den Kahn wieder in Richtung „Schlangenkönig“ stakt. Schlangen waren früher im Spreewald keine Seltenheit. Heute, so Robert, sieht man sie nur noch selten. An eine 1,50 Meter lange Ringelnatter erinnert er sich so lebhaft, dass ich rechts und links das Ufer inspiziere. Als wir nach einer Stunde wieder zurück sind, hat es angefangen zu dämmern. Das Licht des Kamins taucht den Kahn in ein besonderes Licht. Kahnfährmann Robert hat Feierabend. Für mich geht es zurück in die große Stadt. Ich war nur einen Tag im Spreewald. Die Stunden an der frischen Luft haben mir aber gut getan. Erkenntnis des Tages: Wenn es mal wieder zu viel Grau in der Stadt gibt, der Alltag nervt, dann lasse ich mir ein oder zwei Tage im Spreewald verschreiben.