Theodor Fontane als einer der bedeutendsten Schriftsteller des deutschen Realismus ist untrennbar mit Brandenburg verbunden. Am 30. Dezember 2019 wäre er 200 Jahre alt geworden und diesen runden Geburtstag habe ich zum Anlass genommen, mir die Hinweise auf ihn, auf seine Familie und auf seine Werke im Oderbruch genauer anzuschauen. „Ich bin das Bruch unzähligmal durchreist...!“ Fontane hat zu Lebzeiten viele Reisen durch das Oderbruch unternommen. Damals, im 19. Jahrhundert, müssen es für ihn wunderbare Momente gewesen sein, die er inmitten der weiten Landschaft erlebt hat - so detailliert, wie er die ganze Gegend beschreibt. Aber auch von Städten wie Bad Freienwalde schwärmt er in seinen Zeilen.
Im Reitweiner Sporn laufe ich einige Zeit auf der ehemaligen Frankfurter Straße, einem alten Handelsweg, der heute als markanter Hohlweg verwunschen durch den Wald führt. Hier verrät mir ein Schild, dass Fontane in seinem Roman „Vor dem Sturm“ die Bauern aus dem Oderbruch entlang dieser Straße nach Frankfurt ziehen lässt. Knapp 25 Kilometer nördlich davon, in dem kleinen Ort Letschin, parke ich meinen Bus direkt vor der Fontane-Apotheke, deren Name auf eine bedeutende Wirkungsstätte der Familie Fontane schließen lässt. Bis 1850 war der Vater hier in einem Vorgängerbau als Apotheker tätig, der Sohn half einige Zeit dort aus. Ort und Geschehnisse inspirierten ihn später zu der Novelle „Unterm Birnbaum“.
Noch einmal steige ich meinen Camper und fahre bis nach Schiffmühle bei Bad Freienwalde. Hier steht ein kleines Häuschen, ein Fachwerkhaus, mit gepflegtem Vorgarten und grünen Fensterläden. Idyllisch gelegen, stelle ich mir vor, wie Theodor Fontane mit seinem Vater Louis Henri in der Abendsonne im Garten saß, der wiederum verbrachte hier seine letzten Lebensjahre, mit regelmäßigen Besuchen von seinem Sohn. Begraben liegt der Vater nur unweit im Nachbarort Neutornow auf dem Bergfriedhof, mit wohl einer der schönsten Aussichten, die das Oderbruch zu bieten hat.