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  • Wanderung zum Götzer Berg,
            
        
                Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Andreas Münzinger Wanderung zum Götzer Berg, Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Andreas Münzinger

Eine Zufallsreise durch Brandenburg Wie sich zwei Reisende von Ort zu Ort würfeln

11. Oktober 2022 von Tim Frohwein & Andreas Münzinger

Tag 1: Ankunft in Big Brandenburg

An einem spätsommerlichen Freitagabend sitzen wir auf einer Parkbank in Potsdam, dem Ausgangspunkt unserer Reise, und lassen den Netzplan der brandenburgischen Regionalbahn auf uns wirken. „Brandenburg is big“, das wird uns dabei nochmal bewusst. Knapp 30.000 Quadratkilometer Fläche breiten sich vor uns aus, die wir in vier Tagen per Zufall mit der Bahn bereisen wollen. Zufall bedeutet dabei, dass die Würfel unsere Tourguides sind. Die Anzahl der Augen entscheidet, welchen Zug wir nehmen und an welcher Station wir aussteigen.
Was wir vor Ort erleben? Ungewiss!

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Mit Würfeln auf Zufallsreise durch Brandenburg Mit Würfeln auf Zufallsreise durch Brandenburg, Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Andreas Münzinger

Tag 2: Von Birnen, Gurken und Mayonnaise

Am späten Samstagvormittag stehen wir am Bahnhof unserer ersten Zufallsstation: Götz im Havelland. „Wollt ihr auch zu Tommi?“, fragt uns eine Mitfahrerin, die die Orientierungsversuche zweier Zufallsreisender als jene zweier Zielreisender interpretiert. Wir verneinen und erfahren im Gespräch, dass sich ganz in der Nähe ein Künstler in einem alten Bauernhaus eingerichtet hat. „Ich will dort ein bisschen bei der Apfelernte helfen – wollt ihr mitkommen?“, fragt sie. Wir lehnen dankend ab, weil wir fürchten, dass uns der Aufenthalt auf dem Gehöft zu lange aufhalten könnte – wir wollen an diesem Tag ja noch ein bisschen rumkommen.

Wir entscheiden uns stattdessen für eine rund halbstündigen Wanderung zum Aussichtsturm auf dem Götzer Berg. Birnbäume, deren reifen Früchte in der Sonne glänzen, säumen den Weg dorthin. Das Havelland ist berühmt für das bauchige Obst, woran auch die Brandenburger Schriftstellergröße Theodor Fontane seinen Anteil hat. In einem bekannten Gedicht hat er einst die Wohltaten des „Herrn von Ribbeck“ besungen, der gerne die Menschen in seinem brandenburgischen Heimatort Ribbeck mit Birnen aus seinem Garten verköstigt hat.

Der Ort Ribbeck existiert übrigens wirklich, er liegt nur rund 30 Kilometer von Götz entfernt und ist vom Aussichtsturm, den wir wenig später besteigen, zumindest zu erahnen. Insgesamt ist der Panoramablick vom Turm aus – rund 150 Meter über „Normalhöhennull“ – großartig. Die erste Station des Tages hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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Ausblick vom Aussichtsturm am Götzer Berg Ausblick vom Aussichtsturm am Götzer Berg, Foto: Fotograf / Lizenz - Media Import/Andreas Münzinger

Hellmann’s Mayonnaise - Ist das noch Brandenburg?

Von Götz aus gelangen wir über den Knotenpunkt Sanssouci nach Königs Wusterhausen, unserer zweiten Station des Tages. Die knapp 40 000-Einwohner zählende Mittelstadt trug bis 1718 den Namen Wendisch Wusterhausen. Erst nachdem sich Friedrich Wilhelm I., von 1713 bis 1740 preußischer König, dort ein Jagdschloss bauen ließ, kam es zur Umbenennung. Vom royalen Namen versucht heute auch das lokale Gewerbe zu profitieren: Einige Läden in der Fußgängerzone haben sich den Zusatz „Königs“ im Namen gegeben. Beim „Königs Grill Kebap“ kehren wir schließlich ein – absolut königliche Kost!

Im nächsten Zug lassen wir die Würfel zum letzten Mal an diesem Tag tanzen – unser nächstes Ziel heißt Vetschau im Spreewald. Nach der Birne begegnet uns also heute eine weitere typisch-brandenburgische Köstlichkeit: die Spreewald-Gurke. In Vetschau kann man diese in Hofläden erstehen – und durch die Kleinstadt führt sogar der sogenannte Gurkenradweg. Da wir fahrradlos sind, werden wir allerdings keinen der insgesamt rund 260 Kilometer Wegstrecke erkunden. Stattdessen flanieren wir ungezielt durch die Stadt (was man der offiziellen Wortdefinition nach übrigens auch als „rumgurken“ bezeichnen kann).

Auf dem Spaziergang sticht uns eine Info-Tafel ins Auge: Sie stellt Richard Hellmann vor, seit 1929 Ehrenbürger der kleinen Gemeinde. Berühmt und erfolgreich wurde er – das scheint der rote Faden für den heutigen Tag zu sein – durch etwas Essbares: „Hellmann’s Mayonnaise“ findet man heute in jedem Supermarktregal. Hellmann, der in Vetschau gewohnt hat und dort bei einem Kaufmann in die Lehre ging, war 1899 als junger Erwachsener in die USA ausgewandert, wo er es dank eines Mayonnaise-Familienrezepts und gutem Geschäftssinn innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem millionenschweren Lebensmittel-Unternehmer brachte. Seine Heimatstadt vergaß er dabei nie und kehrte immer wieder nach Vetschau zurück, gründete sogar eine Stiftung, um dort Projekte zu fördern. Im nahe der Info-Tafel gelegenen Alten Brauhaus, wo wir uns zum Abschluss des Tages ein Bier gönnen, soll es sogar eine Hellmann-Stube gegeben haben. Jedes noch so unscheinbare Dorf hat eben seine berühmte Persönlichkeit, deren Spuren man auch heute noch nachverfolgen kann.

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Tag 3: Brandenburg – Wassermarsch!

Eine Zufallsreise kann eine elementare Erfahrung sein. In unserem Fall wird sie an diesem Tag jedoch zur Erfahrung mit einem Element. Und welcher Eintrag im Periodensystem könnte im Seenland Brandenburg – mehr als 3.000 Seen und 33.000 Kilometer Fließgewässer sprechen für sich – besser passen als H2O? 

Aber der Reihe nach: Am Samstagmorgen begegnen wir dem feuchten Nass in Cottbus erstmalig an diesem Tag. Es fällt in feinen Fäden von Oben und wird gemeinhin als Nieselregen bezeichnet. Auf unsere Stimmung färbt der trübe Himmel jedoch nicht ab.

Die Würfel schicken uns zur Station „Teichland“, etwa 15 Kilometer nordöstlich von Cottbus. Die Ortsbezeichnung weckt unser Interesse, doch die Neugier schlägt kurzfristig in Skepsis um, als wir uns dem Halt nähern. Der Bahnsteig liegt einsam zwischen offenen Wiesen und Feldern. Sicherheitshalber erkundigen wir uns bei der Schaffnerin: “Ist hier schon mal jemand ein- oder ausgestiegen?“ „Na klar“, antwortet diese im breiten brandenburgischen Dialekt, „hier gibt’s doch die Sommerrodelbahn, den Aussichtsturm und den Erlebnispark Teichland.“

Wir stehen etwas ratlos am verlassenen Bahnsteig. Es strapaziert unsere Fantasie, sich in dieser abgelegen anmutenden Umgebung eine Sommerrodelbahn und einen Freizeitpark vorzustellen. Ein Blick in die Brandenburg App gibt jedoch Gewissheit: 15 Gehminuten entfernt, versteckt hinter einem Wäldchen, verbirgt sich der Erlebnispark Teichland. Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir unser Ziel und steigen in den Bob der Rodelbahn: „Kannst nur rausfallen, wenn die Bahn nass ist“, versucht mich der Mann im Kassenhäuschen zu beruhigen, während er seine Regenjacke zuknöpft. Na dann!

Nach einer rasanten Abfahrt, dem anschließenden Irrlauf durch ein zum Erlebnispark dazugehöriges Hecken-Labyrinth und dem Besuch im slawischen Götterhain sitzen wir wieder in einem Waggon der Regionalbahn 11. 

Die Oder ist hier unsere enge Begleiterin, während sich der Zug in nördliche Richtung nach Frankfurt schiebt. Von dort aus folgen wir den Gleisen nach Westen bis zum Haltepunkt „Fangschleuse“. Wasser scheint auch hier das beherrschende Element zu sein. Wir verschaffen uns am Bahnhof einen Überblick und wandern anschließend zum Ufer des Peetzsee nach Grüneheide. Dabei kreuzen wir das Löcknitztal, das der schon erwähnte Theodor Fontane als „das lieblichste Tal der Mark“ ausgezeichnet hat. Über 100 Vogel-, 23 Fisch- und weit über 450 Großschmetterlingsarten finden in diesem Naturschutzgebiet ein Refugium. Gerne hätten wir den Wanderweg durch das Tal eingeschlagen, doch die Füße brennen und die Uhr tickt. Der Biergarten am Ufer des Peetzsee verspricht dagegen Abkühlung – von Innen und Außen! 

Nach dieser wohlverdienten Pause beginnt unser letzter Reiseabschnitt des Tages. Dabei touchieren wir Berlin am Bahnhof Ostkreuz – über das sich Fontane übrigens nie geäußert hat – und biegen von dort nach Norden ab. Grüneberg im Löwenberger Land heißt der ausgewürfelte Bahnhof. Der Name klingt unverdächtig und die Besichtigung des 1.200-Seelendorfes bestätigt diesen Eindruck. Wir zählen eine Kirche, zwei Frisöre und viele sehenswert angelegte Gärten. Zum letzten Mal an diesem Tag zieht es uns ans Wasser. Wir folgen der Seestraße zum Dreetzsee. Als wir auf den sandigen Pfad zum Ufer abbiegen wollen, warnt uns ein Nachbar: „Dit is n‘ Privatsee. Dit gibt Ärger mitm Besitzer, wenn der Euch sieht.“ Wir entscheiden uns für den geordneten Rückzug. Der Brandenburger mit dem großem Hund im Schlepptau wirkt überzeugend – und Wasser hatten wir heute eh genug.

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Tag 4: Von Oranienburg über Park Sanssouci zurück nach Bayern

Zum Abschluss der Reise führt uns der Zufall nochmal auf die touristischen Pfade zurück, die wir eigentlich meiden wollen: Park Sanssouci ist unser letzter Halt. Nachdem wir uns an diesem klaren, aber kühlen Vormittag das nahegelegene Schloss Charlottenhof angesehen haben, sind wir darüber aber gar nicht mehr so unglücklich. Auch nach dieser Zufallsreise lautet unser Fazit also wieder: Der Zufall ist ein guter Reiseführer!

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Schloss Charlottenhof Schloss Charlottenhof, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und SPSG/Andreas Münzinger

Zufallsreise mit dem Zug – wie funktioniert‘s?

Die Anzahl der Augen zeigt am Vorabend an, wann man am nächsten Morgen am Bahnhof des Übernachtungsortes sein muss, um dort den ersten Regionalzug zu nehmen, der abfährt. Tipp: Damit nicht viel Wartezeit entsteht bzw. die Zufallsreise nicht zu spät am Tag startet, uhrzeitliche Einschränkungen vornehmen: Man würfelt beispielsweise mit zwei Würfeln so oft, bis eine Zahl zwischen 9 und 11 gefallen ist.

Nachdem Einstieg in den Zug, erfolgt die Weiterfahrt durch vorher festgelegte Regeln: Beispielsweise an der nächsten Haltestelle, an der Umsteigemöglichkeiten vorhanden sind, wieder aussteigen, um dort abermals den Zug zu nehmen, der als nächstes den Bahnhof verlässt (mit Ausnahme des Rückfahrzuges). In diesem Zug sitzend kommen wieder die Würfel zum Einsatz,

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und zwar je nachdem, wie weit man fahren will, einer, zwei oder drei. Die gewürfelten Augen geben an, wie viele Stationen man mit dem Zug zurücklegt. An der x-ten Haltestelle aussteigen, den Ort erkunden und Kontakt aufnehmen zu den Bewohnern - neugierig sein auf die Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Dauer des Aufenthalts ist dabei unterschiedlich: Je nachdem, was es zu erleben gibt oder welche Bekanntschaften man macht. Wieder am Bahnhof angekommen, geht es in den nächsten Zug, der abfährt. So schafft man zwei bis drei Zufallsorte pro Tag.

Tipp: Bei weiten Strecken nicht gleich am ersten Knotenpunkt umsteigen, sondern nach dem zweiten oder dritten – hier können die Würfel wieder entscheiden.

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Über Tim und Andreas

Während Tim Frohwein als Fußballsoziologe und -journalist auf sich aufmerksam gemacht hat, ist Andreas Münzinger langjähriger Mitarbeiter eines Automobilclubs. Beide verbindet die Leidenschaft für das Unterwegssein – und sie teilen ihre Reiseerfahrungen sehr gerne.

Das Prinzip der Zufallsreise haben die beiden entwickelt. Die Idee dahinter: in Zeiten, in denen das Leben so stark von Routinen und Verpflichtungen bestimmt ist, in denen Entscheidungen immer gründlich abgewogen sein wollen, einfach mal den Zufall über das nächste Reiseziel bestimmen lassen – und auf diese Weise Entdeckungen abseits von bekannten Trampelpfaden machen.

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Tim Frohwein und Andreas Munziger im Park Sanssouci Tim Frohwein und Andreas Munziger im Park Sanssouci, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und SPSG/Andreas Münzinger

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