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  • Blick auf die Wiesen im Oderbruch bei Hohenwutzen,
            
        
                Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Steffen Lehmann Blick auf die Wiesen im Oderbruch bei Hohenwutzen, Foto: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH/Steffen Lehmann
    Unterwegs mit Fontane: Ins Oderbruch

    Entdecke die Weite des Oderbruchs und idyllische Dörfer auf Fontanes Spuren bei einem zweitägigen Rad-Ausflug mit Übernachtung.

    Entdecke die Weite des Oderbruchs und idyllische Dörfer auf Fontanes Spuren bei einem zweitägigen Rad-Ausflug mit Übernachtung.

  • Unterwegs mit Fontane: Ins Oderbruch

Ausflug ins Oderbruch Unser Tipp: Zweitägiger Ausflug für Kulturliebhaber

Wer im Oderbruch am östlichsten Rand Brandenburgs unterwegs ist, wird von der flachen, stillen Landschaft unter dem weiten Himmel fasziniert sein. Vor 250 Jahren ließ der Alte Fritz die einstige Sumpfregion trocken legen, Menschen aus ganz Europa verwandelten sie in einen Gemüsegarten. Sie wurden in Kolonistendörfern angesiedelt, die heute besonders Künstler anlocken. Kreativer Freiraum, viel Platz zum Durchatmen – dafür ist das Oderbruch wie geschaffen.

Auch die Fontanes zog es hierher: In Letschin betrieb Theodors Vater einige Jahre eine Apotheke, in der sein Sohn aushalf. Später wohnte der Vater in Schiffmühle bei Bad Freienwalde. Ganz in der Nähe befindet sich sein Grab. Der „Theodor-Fontane-Radweg“ und die „Königstour im Oderbruch“ lockt zu einer erlebnisreichen, knapp 60 km langen Spurensuche durch eine unvergleichliche Ausflugsregion.

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1. Tag: Von Bad Freienwalde nach Neulietzegöricke

Brandenburgs älteste Kurstadt

Bereits auf der Zugfahrt öffnet sich hinter Niederfinow auf der linken Seite der Blick ins weite Oderbruch. Auf der rechten Seite ragen die bewaldeten Ausläufer des Barnimer Hochplateaus auf, die Bad Freienwalde zur „Bergstadt“ machen, wie Fontane in seinen „Wanderungen“ schrieb: „Diesen Bergen verdankt es alles, was es ist: von dort aus kommen seine Quellen und von dort aus gehen seine Fernsichten ins Land hinein.“ Ein Apotheker bescheinigte den Quellen bereits im 17. Jahrhundert ihre Heilkraft. Damit ist Bad Freienwalde der älteste Kurort Brandenburgs.

Und noch dazu ein besonders schöner: „Freienwalde – hübsches Wort für hübschen Ort“, schwärmte Fontane. Es lohnt sich also, sich hier in aller Ruhe umzuschauen, bevor die eigentliche Radtour beginnt. Im historischen Stadtkern, der vom Bahnhof über die Karl-Marx-Straße erreicht werden kann, springen die schmucken spätbarocken, frühklassizistischen und gründerzeitlichen Häuser und Villen mit ihren schmuckvoll verzierten Fassaden ins Auge. Der Erholungsort war bei wohlhabenden Berlinern über die Jahrhunderte stets sehr beliebt.

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Westlich der Königstraße verlaufen die Gassen steil bergan. Die Rathenaustraße führt hinauf zum Schloss im klassizistischen Stil, das von einem wunderbaren Schlosspark umgeben ist, von dem der Blick weit hinab ins niedere Oderbruch schweift.

Über die Gesundbrunnenstraße geht es mit dem Rad zum Landschaftspark im Brunnental, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stil eines englischen Landschaftsgarten gestaltet wurde. Die Kapelle oberhalb der angrenzenden Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde verwöhnt mit einer schönen Aussicht über die kurhistorischen Anlagen: das Alte Kurhaus, die in rotem Sandstein eingefasste Kurfürstenquelle und das klassizistische Kurmittelhaus, das als Bade- und Logierhaus für den Adel gebaut wurde.

Mitten im Kurpark steht die Papenmühle, im klassizistischen Stil errichtet, direkt neben dem Papenteich, dessen Wasser einst die Mühle antrieb. Unweit der Fachklinik versteckt sich Deutschlands nördlichste Skisprungschanze. Ja, Bad Freienwalde ist wahrlich eine „Bergstadt“, in der selbst überzeugte Alpinisten auf ihre Kosten kommen!

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Zu Gast bei Louis Henry Fontane

Nach diesen Streifzügen durch die Kurstadt beginnt die Radtour durch das Oderbruch. Zunächst geht es zurück Richtung Bahnhofstraße, über die Bahngleise und etwa 500 m weiter stadtauswärts auf den mit dem violettfarbenen Kürzel „TF“ ausgeschilderten Theodor-Fontane-Radweg Richtung Schiffmühle. Hinter der Brücke über die Alte Oder muss rechts in die Straße „Schiffmühle“ abgebogen werden. Gleich auf der linken Seite liegt das Fontanehaus. Louis Henri Fontane, der Vater des Dichters, erwarb das niedliche Fachwerkhaus im Jahre 1855 und bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahre 1867.

Heute ist das Fontanehaus eine Erinnerungsstätte an den Vater und Sohn. Ihnen widmet sich die ständige Ausstellung „Fontane im Oderbruch“.

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Ein kleines Apothekenmuseum erinnert an den Apothekerberuf der beiden. Der Sohn begann damit seine berufliche Karriere, die schon bald darauf in ganz andere Bahnen führen sollte.

Ein kurzer Spaziergang auf dem Dorflehrpfad führt in den benachbarten Ortsteil Neutornow hinauf zum Bergfriedhof mit der kleinen Dorfkirche, wo sich die Grabstätte des Vaters befindet. Fast wie eine sanfte Begleitmusik untermalt Fontanes Gedicht auf der Tafel neben dem Grab diesen verwunschenen Ort, der eine fantastische Aussicht über das Oderbruch bis hin zu den hügeligen Ausläufern des Barnims bietet.

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Über Zollbrücke nach Neulietzegöricke

Der Theodor-Fontane-Radweg führt gemütlich zwischen dem nördlichen Rand des Oderbruchs und den Erhebungen des Hohen Barnims über Gabow und Altgliezen 5 km weiter nach Neuglietzen an die Oder. Die Route verläuft von dort direkt am Fluss auf dem Oder-Neiße-Radweg. Auf den knapp 10 km bis Zollbrücke schweift der Blick nach links über die Oderauen ins Nachbarland Polen und nach rechts ins weite Oderbruch mit seinen riesigen Feldern. Völlig ungestört vom Autoverkehr kannst du dich Stille der Landschaft anvertrauen. Unweigerlich stellt sich ein Gefühl von Freiheit ein, das so intensiv ist wie in beinahe keiner anderen Ausflugsregion Brandenburgs.

Den Hunger eindämmen in der Dammmeisterei...

In Zollbrücke direkt am Radweg fallen zwei liebevoll sanierte Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert ins Auge, in denen früher die Dammmeisterei untergebracht war. Heute befindet sich hier ein Restaurant, das seine Gäste freitags bis dienstags mit frischen regionalen und saisonalen Gerichten verwöhnt. Bei schönem Wetter lockt die große Sonnenterrasse mit Biergarten, auch Kunstausstellungen werden gezeigt. Wer die Tour an einem Mittwoch oder Donnerstag macht, dem sei das Gasthaus Zollbrücke empfohlen. In gemütlicher Atmosphäre können hier bodenständige, hausgemachte Gerichte oder Kaffee und selbstgebackenen Kuchen genossen werden.

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Wer hinterher Lust auf eine ganz besondere Köstlichkeit hat, sollte einen Abstecher zum Ziegenhof machen, denn dort gibt es leckeres Ziegeneis. Biege hinter dem Gasthaus Zollbrücke rechts in die ins Oderbruch führende Straße „Zollbrücke“ ein. Nach etwa 300 m zweigt rechts ein kleiner Weg zum Ziegenhof ab. Der Clou am Ziegeneis: es wird in eine Waffel in Muschelform gesteckt – tropft nicht, klebt nicht.

Ein Theater steht am Rand

Das „Theater am Rand“, vor über 20 Jahren von den Schauspielern Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern in einem alten Fachwerkhaus gegründet, macht auch über die Grenzen der Region hinaus von sich reden. Das Areal des Theaters umfasst eine Open-Air-Bühne, ein Freiluft-Restaurant und eine große Wiese mit blauen Holzbänken, von denen Besucher das satte Grün des Oderbruchs im Blick haben.

Nach rechts geht es weiter in die Straße „Zollbrücke“. Die Radroute „Königstour im Oderbruch“ führt nach Neulietzegöricke, wo in Schuberts Landpension übernachtet werden kann. Das Fachwerkhaus stammt aus dem Jahr 1832 und wurde mit Naturmaterialien wie Lehm und Hanf denkmalgerecht wieder aufgebaut. Die gemütlichen Zimmer sind traditionellen Bauernstuben nachempfunden und haben einen ganz eigenen Charme. Umgeben von nichts als Stille sinkst du hier schnell in einen tiefen und festen Schlaf.

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2. Tag: Von Neulietzegöricke nach Gusow-Platkow

Auf den Spuren der Kolonisten

Gut erholt geht es am zweiten Tag auf die ca. 40 km lange Schlussetappe durchs Oderbruch. Vor dem Start der Radtour, lohnt sich noch ein Bummel durch Neulietzegöricke. Der idyllische Ort wurde 1753 nach der Trockenlegung angelegt und ist damit das älteste Kolonistendorf im Oderbruch. Das ganze Ensemble mit dem Dorfanger, der kleinen Kirche und den denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, deren Gärten nahtlos in die Weite des Oderbruchs überzugehen scheinen, ist als lang gestrecktes Straßendorf angelegt. Wer mag genießt noch eine Kaffeespezialität im Kolonisten-Kaffee hinter der Dorfkirche, bevor die Tour beginnt.

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Die gut ausgeschilderte „Königstour im Oderbruch“ führt zurück nach Zollbrücke und von dort bis Groß Neuendorf wieder an der Oder entlang. Lasse den Blick in die weite Flussauenlandschaft schweifen. Wer etwas verweilen möchte, sollte sich nach knapp 10 km (am Kilometerstein 49,3) eine kleine Rast im Radler`s Hof gönnen. In dem gemütlichen Restaurant gibt es kalte oder heiße Erfrischungen und leckere Speisen mit italienischer Note, zubereitet aus frischen regionalen Produkten und Zutaten.

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Königstour im Oderland

Einige Kilometer flussaufwärts, in Groß Neuendorf, grüßt schon von weitem der alte Verladeturm der ehemaligen Hafenanlage am stillgelegten Bahnhof der einstigen Oderbruchbahn. Fünf dunkelgrüne Güterwaggons erinnern an diese Zeit. Heute kann man hier übernachten, speisen und den traumhaften Ausblick auf die Oder genießen. Einer der Waggons wurde in einen Theater-Salonwagen im Stil der 1920er Jahre umgebaut. Das östlichste Theater Deutschlands – noch ein Stück weiter östlich gelegen als das Theater am Rand – präsentiert Kabarett, Klavierabende, Lesungen und vieles mehr.

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Von Groß Neuendorf macht die „Königstour“ wieder einen Schwenker ins Oderbruch. Dörfer wie Neubarnim deuten mit der Vorsilbe „Neu“ im Namen an, dass es Kolonistendörfer sind – im Unterschied zu den ursprünglichen Dörfern, deren Namen mit „Alt-“ beginnen. Zwischen den Dörfern liegen die Loose-Gehöfte verstreut, auch sie sind Zeugnisse der Besiedelung nach der Trockenlegung, als den Neusiedlern Lose zugeteilt wurden, auf denen sie siedeln und ihr Land bewirtschaften konnten.

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"Tatort Letschin"

In Letschin tritt Fontane wieder in Erscheinung: als Büste auf einem Granitsockel vor der Fontane-Apotheke in der Fontane-Straße/Karl-Marx-Straße am nördlichen Ortsausgang. Von 1838 bis 1850 betrieb der Vater in dem Fachwerkhaus, das 1866 abbrannte, eine Apotheke, auf deren Grundmauern die heutige Fontane-Apotheke errichtet wurde. Sohn Theodor verbrachte in Letschin einige Jahre und half seinem Vater aus. Auch nach 1850 besuchte er den Ort.

Ein weiterer berühmter Sohn Neuruppins hat hier (und an anderen Orten im Oderbruch) seine Spuren hinterlassen: Baumeister Schinkel. Von seiner Kirche steht heute nur noch der Turm, das Kirchenschiff selbst wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Eine kleine Ausstellung im Turm zeigt die Geschichte des Baus.

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Unweit des Schinkel-Turms, auf der anderen Seite der Karl-Marx-Straße, bietet das Landhaus Treptow Gelegenheit zu einer Rast (außer montags). Auf der Karte stehen saisonale Gerichte aus tagesfrischen, regionalen Produkte. Schmecke hier die kulinarische Vielfalt des Oderbruchs.

Am südlichen Ende der Straße liegt auf der rechten Seite das ehemalige Wirtshaus „Zum Alten Fritz“. Es diente Fontane als Tatort-Vorlage für seine Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“. Wer sich auf die Suche nach dem Birnbaum begibt, wird leider feststellen: Es gibt ihn nicht mehr – das hat Letschin mit Ribbeck im Havelland gemein, wohin dichein weiterer schöner Fontane-Ausflug führt. Nebenan grüßt zum Abschied noch der Alte Fritz von seinem Denkmalsockel.

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Stippvisite beim Alten Derfflinger

Durch die Letschiner Loose radelst du ca. 7 km bis nach Gusow-Platkow. In Gusow plante Fontane in jungen Jahren eine Apothekerstelle anzunehmen, dazu kam es aber nicht. Und so steht in Gusow vor allem eine Person im Mittelpunkt, der Fontane in seinen „Wanderungen“ gleich ein ganzes Kapitel widmete: Georg Freiherr von Derfflinger, der Generalfeldmarschall des Großen Kurfürsten. Derfflinger war dereinst Schlossherr in Gusow.

Heute gibt es im Schloss ein Museum, in dem die Geschichte Brandenburg-Preußens eingetaucht werden kann (außer montags): Zinnfigurendioramen zeigen historische Szenen aus der Vorzeit bis ins Jahr 1989, zu den Exponaten zählen auch militärische Uniformen, Möbel, Gemälde, Bücher und Urkunden und viele weitere Sachzeugen aus verschiedenen Epochen.

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Über den Ort schreibt Fontane in den „Wanderungen“: „Alles in Gusow oder doch alles Beste, was es hat, erinnert an den alten Derfflinger: Schloss, Park, Kirche.“ Andreas Schlüter, der Baumeister des Berliner Schlosses, schuf das Epitaph, das in der Feldsteinkirche am Karl-Liebknecht-Platz unweit des Schlosses besichtigt werden kann. Die Gruft des alten Derfflinger ist seit 1945 leer.

Durch die Schloss- und die Schäferstraße führt der Radweg ca. 1,5 km bis zum Bahnhof Seelow-Gusow. Stündlich fährt hier die Oderlandbahn (RB 26) und bringt dich in weniger als 1 Stunde zurück nach Berlin. Zu Fontanes Zeiten dauerte es mit der Kutsche noch die ganze Nacht.

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