Am nächsten Morgen kitzeln uns endlich warme Sonnenstrahlen wach, und wir freuen uns auf einen ereignisreichen Tag auf dem Wasser. Auf dem Programm steht heute ein Ausflug zur Fischerei Schröder am Gülper See, wo für uns Erlebnisfischen angesagt ist. Erstmal holen wir jedoch unsere Kanutour nach und paddeln gemächlich durch die Gülper Havel, die in den Gülper See mündet. Ein Reiher stakst durch das Schilf und fängt sein Frühstück, und unser Teenager entdeckt eine Bisamratte. Mir entfährt ein tiefer Seufzer. Was habe ich solche Erlebnisse und Momente in der Natur vermisst.
Zurück an Land werfen wir uns in Wathosen, und dann geht es auch schon auf den traditionellen Binnenfischerkahn. Wolfgang Schröder ist bereits in vierter Generation Fischer im Westhavelland und zeigt seinen Gästen von Mai bis September die traditionelle Technik des Zugnetzfangens. Dass wir so richtig mit anpacken müssen, wird mir erst bewusst, als er uns anweist, 300 Meter Netz ins Wasser zu werfen. Und dafür bedarf es einer ganz speziellen Technik, damit sich das Netz nicht verknotet. Anschließend springen wir ins brusttiefe Wasser und müssen die Kähne weiter gen Ufer ziehen. Die Wathosen kleben hauteng an unseren Körpern.
Und dann geht es so richtig zur Sache, denn wir müssen das ganze Netz wieder einziehen. Anfangs lachen wir noch, zwischendurch verlässt mich ein wenig der Mut, dass wir das jemals schaffen, und unser Teenager jammert ein wenig herum. Ich bekomme erste Blasen an den Händen und muss mir eingestehen, dass wir kleine Waschlappen sind. Büromenschen und Nerds sind schwere körperliche Arbeit halt nicht gewöhnt, und ich habe riesigen Respekt vor der Arbeit der beiden Fischer. Die sind gefühlt aber auch zwei Meter groß und echte Muskelpakete. Auf den letzten Metern steigt die Aufregung, denn im Netz tummeln sich bereits viele kleine, aber auch ein paar dicke Fische wie z.B. Zander, Hecht und Brasse. Unser 9-jähriger Sohn hilft derweil vom Boot aus, die Fische mit einem Kescher einzufangen und in Wasserbecken zu werfen. Er ist für die ganze Aktion im Wasser noch zu klein.
Zurück an Land wird ein Teil unseres Fangs dann vor Ort zu einem megaköstlichen 3-Gänge-Menü zubereitet. Wir sitzen am Ufer der Havel, es gibt Fischsuppe aus Zanderbäckchen und den leckersten Wels unseres Lebens. Frischeren Fisch haben wir selten gegessen, und selbst gefangen schmeckt er doppelt so gut. Dass unsere Arme ein wenig schmerzen, vergessen wir darüber vollkommen. Die Szenerie ist einfach malerisch, und wir sind jetzt schon einhelliger Meinung, dass das ein unvergessliches Erlebnis war. Spätestens in diesem Moment bin ich auch mental voll und ganz im Havelland angekommen. Der Tag endet für uns dann mit Entspannung in der Sauna, und unsere müden Knochen können sich von der Plackerei erholen.