Heute ist das Trödeln ein wahrer Luxus geworden. Wer es sich leisten kann, einen Moment aus der Hektik des Alltags auszubrechen, um bewusst langsam zu sein, gilt fast schon als Lebenskünstler. Wann haben wir das Trödeln eigentlich verlernt? Unsere Kinder beherrschen diese hohe Kunst noch ganz wunderbar, auch wenn wir sie oftmals nicht erkennen. Wir bewegen uns zwischen Meetings, Multitasking und dem Versuch, noch mehr in noch weniger Zeit zu schaffen. Das Trödeln hat einen negativen Beigeschmack bekommen. Sätze wie „Nun trödele doch nicht so!“ gegenüber meinen Kindern sind auch mir mehr als einmal über die Lippen gekommen.
Hier in Zerpenschleuse, noch nicht einmal eine Autostunde vom Zentrum Berlins entfernt, entdecken wir am und auf dem Wasser unsere Langsamkeit wieder. Überhaupt sind alle Menschen, die ich an diesem Wochenende hier treffe, tiefenentspannt. Gleich am Freitag, als wir im Hafendorf Zerpenschleuse ankommen, bemerke ich das. Im kleinen roten Holzhaus, vor dem die NOVASOL Fahne flattert, bekomme ich von Margit die Schlüssel für unser Ferienhaus. Ich bin vom Blick direkt aufs Wasser begeistert und Margit stimmt mir zu. Sie habe das beste Büro der Welt, sagt sie. Als der Drucker nicht gleich die Bestätigung ausdrucken will, nimmt sie das Schulter zuckend und lächelnd und Kauf. „Fahren Sie mal ruhig schon weiter zu ihrem Haus. Ich komme dann nachher einfach bei Ihnen vorbei und bringe Ihnen den Papierkram.“