Das Haus in der Leistikowstraße 1 war 1916 als Pfarrhaus und Verwaltungssitz der Evangelischen Frauenhilfe errichtet worden. 1945 beschlagnahmte die sowjetische Militärspionageabwehr das Gebäude und nutzte es bis 1991 als zentrales Durchgangs- und Untersuchungsgefängnis in Ostdeutschland. Bis Mitte der 1950er Jahre inhaftierte der Geheimdienst Deutsche und sowjetische Staatsbürger, vereinzelt auch Menschen anderer Nationalitäten, seit 1955 ausschließlich sowjetische Militärangehörige und Zivilisten. Die Gründe der Inhaftierung veränderten sich. In den Jahren 1945/46 lauteten die Anklagen auf Beteiligung an Kriegsverbrechen, Sabotage, antisowjetische Propaganda, Waffenbesitz oder Beihilfe zum Landesverrat, ab 1947 zunehmend auf Spionage, antisowjetische Aktivitäten, Fahnenflucht sowie kriminelle Delikte.