„Mühlberg, ein Name, der sich in mein Gedächtnis eingegraben hat […]. Eine riesige sandige Ebene, ein erbärmlicher, trauriger, düsterer Anblick, ohne jede Vegetation.“ So beschrieb der spätere französische Literaturnobelpreisträger Claude Simon den ersten Eindruck des Lagers Mühlberg, in das er nach seiner Gefangennahme in Frankreich Ende Mai 1940 gebracht wurde. In der Nähe der Kleinstadt an der Elbe, die damals noch zur Provinz Sachsen gehörte, wurde nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ein großes Kriegsgefangenenlager (Stalag IV B) errichtet. Nachdem im ersten Kriegswinter knapp 30.000 Polen in Zelten zusammengepfercht worden waren, entstand seit 1940 eine Barackenstadt, in der durchschnittlich 20.000 Kriegsgefangene eingesperrt waren. Ab dem Jahr 1943 nahm vor allem die Zahl der britischen und amerikanischen Kriegsgefangenen stark zu. Während die Lagerleitung diese und andere Westeuropäer nach den völkerrechtlichen Standards für Kriegsgefangene behandelte, wurde das massenhafte Sterben sowjetischer Soldaten durch Seuchen und Unterernährung bewusst in Kauf genommen.