Gelegenheit, sich eine eigene, vielleicht etwas andere Meinung über diesen Friedrich Wilhelm zu bilden, bietet Königs Wusterhausen. Das gedrungene, im Vergleich mit sonstigen Preußen-Bauten erstaunlich bescheidene Schlösschen, das immer noch ziemlich unverändert steht, war sein Lieblingsschloss, seitdem er es 1698 als Zehnjähriger zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Das Dorf hatte zunächst den Beinamen "Wendisch" getragen und wurde erst später zu "Königs". Das Schloss blieb eines der wenigen, die Friedrich Wilhelm behielt, als er herrschte. Oft verbrachte er mit der Familie dort den Herbst (und überließ seiner Frau, mit der er sich auch nicht blendend verstand, die vergleichsweise hellen Räume). Schon deshalb wird umgekehrt auch der Soldatenkönig in Königs Wusterhausen freundlicher gesehen.
Auf den ersten Blick zeigt die Anlage mitten im Ort, dass dem König Platz draußen, um seine Soldaten exerzieren zu lassen, wichtiger war als pompöse Säle. Immerhin waren die "Langen Kerls", die in Königs Wusterhausen heute beliebte Fotomotive sind, ihm zu schade, um sie in Kriegen zu verbrauchen. Dazu schritt erst, in gewaltigem Ausmaß, sein Sohn. Friedrich Wilhelm führte bloß einen Krieg (den Großen Nordischen, in der Schlussphase), den die Gegenseite erklärt hatte. Das "Tabakskollegium", das im Königs Wusterhausener Schloss tagte, dürfte als gesellige Runde der Gegenwart mit ihren Vor- und Nachteilen näher stehen als sonstige Rituale der Barockzeit. Und der "kulturelle Kahlschlag" kann auch als Sparsamkeit und Entbürokratisierung interpretiert werden. Die "Hofkosten soll er von 276.000 auf 55.000 Taler im Jahr gesenkt", die Ränge am Hof von 142 auf 46 reduziert haben, heißt es in einem der schönen (hier noch verfügbaren) "Königs Wusterhausener Ferienmagazine". Von der höfischen Kultur hatten die Untertanen ja nichts, von einer zwar von gegenwärtigen Maßstäben weit entfernten, doch seinerzeit vergleichsweise verlässlicheren Verwaltung, um die der Wusterhausener König sich bemühte, dagegen schon.