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  • Nottekanal in Königs Wusterhausen,
        
    

        Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann Nottekanal in Königs Wusterhausen, Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann
    Ort: Königs Wusterhausen
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Königs Wusterhausen: Funkerberg überm Königsschloss

19. September 2018 von Christian Bartels

Königs Wusterhausen ist gut eine halbe Zugstunde von Berlin-Mitte entfernt und mit knapp 35.000 Einwohnern keine Großstadt. Und doch besitzt es gleich zwei kulturhistorische Einzigartigkeiten. Die eine ist genau genommen medienhistorisch und bietet in zwei Jahren Anlass zum großen Jubiläum eines der weiterhin wichtigsten Massenmedien. Die andere hat mit einem der brandenburgisch-preußischen Herrscher zu tun, die alle Friedrich, Wilhelm oder Friedrich Wilhelm hießen – aber anders als üblich.

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Schließlich genießt König Friedrich Wilhelm I. eigentlich nirgends einen besonders guten Ruf. Wie er seinen Sohn Friedrich, den II. (oder Großen), schikaniert und zu einem Fluchtversuch getrieben hatte, dessen Scheitern Friedrichs Einkerkerung und die Hinrichtung seines Freundes und Helfers Katte vor seinen Augen nach sich zog, zählt zu den immer noch relativ bekanntesten Aspekten der preußischen Geschichte. Auch wer den II. Friedrich nicht besonders schätzt, würde sofort unterschreiben, dass er nach heutigen Maßstäben von seinem Vater traumatisiert worden war.

Zumal auch seine Schwester Wilhelmine, die später Markgräfin von Bayreuth wurde, sich in ihren immer noch gut lesbaren Memoiren bitter über ihren Vater beschwert hat. Ferner gab es da das "Tabakskollegium", in dem derbe Scherze selbst noch auf Kosten Verstorbener getrieben wurden, und des Königs Faible für "Lange Kerls" – großgewachsene Soldaten, die er bei Herrschern fremder Länder kaufte oder gegen Gefälligkeiten (wie die Auslieferung von Geflüchteten) eintauschte. Für höfische Kultur seiner Zeit, des Barocks, hatte der "Soldatenkönig" dagegen nichts übrig. Kaum an der Macht, setzte er zum "kulturellen Kahlschlag" (Wikipedia) an.

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Schloss Königs Wusterhausen im Herbst Schloss Königs Wusterhausen im Herbst, Foto: TMB-Fotoarchiv/Frank Liebke

"Tabakskollegium" im Schloss

Gelegenheit, sich eine eigene, vielleicht etwas andere Meinung über diesen Friedrich Wilhelm zu bilden, bietet Königs Wusterhausen. Das gedrungene, im Vergleich mit sonstigen Preußen-Bauten erstaunlich bescheidene Schlösschen, das immer noch ziemlich unverändert steht, war sein Lieblingsschloss, seitdem er es 1698 als Zehnjähriger zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Das Dorf hatte zunächst den Beinamen "Wendisch" getragen und wurde erst später zu "Königs". Das Schloss blieb eines der wenigen, die Friedrich Wilhelm behielt, als er herrschte. Oft verbrachte er mit der Familie dort den Herbst (und überließ seiner Frau, mit der er sich auch nicht blendend verstand, die vergleichsweise hellen Räume). Schon deshalb wird umgekehrt auch der Soldatenkönig in Königs Wusterhausen freundlicher gesehen.

Auf den ersten Blick zeigt die Anlage mitten im Ort, dass dem König Platz draußen, um seine Soldaten exerzieren zu lassen, wichtiger war als pompöse Säle. Immerhin waren die "Langen Kerls", die in Königs Wusterhausen heute beliebte Fotomotive sind, ihm zu schade, um sie in Kriegen zu verbrauchen. Dazu schritt erst, in gewaltigem Ausmaß, sein Sohn. Friedrich Wilhelm führte bloß einen Krieg (den Großen Nordischen, in der Schlussphase), den die Gegenseite erklärt hatte. Das "Tabakskollegium", das im Königs Wusterhausener Schloss tagte, dürfte als gesellige Runde der Gegenwart mit ihren Vor- und Nachteilen näher stehen als sonstige Rituale der Barockzeit. Und der "kulturelle Kahlschlag" kann auch als Sparsamkeit und Entbürokratisierung interpretiert werden. Die "Hofkosten soll er von 276.000 auf 55.000 Taler im Jahr gesenkt", die Ränge am Hof von 142 auf 46 reduziert haben, heißt es in einem der schönen (hier noch verfügbaren) "Königs Wusterhausener Ferienmagazine". Von der höfischen Kultur hatten die Untertanen ja nichts, von einer zwar von gegenwärtigen Maßstäben weit entfernten, doch seinerzeit vergleichsweise verlässlicheren Verwaltung, um die der Wusterhausener König sich bemühte, dagegen schon. 

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Schloss Königs Wusterhausen Schloss Königs Wusterhausen, Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Natürlich lässt sich das aus einer umgebauten mittelalterlichen Burg entstandene Schloss besichtigen. Zu den "Höhepunkten der Ausstattung" zählt die Schlossverwaltung 40 "eigenhändig vom König geschaffenen Gemälden", die Friedrich Wilhelm in seinen letzten Lebensjahren malte, als er vor Schmerzen der Gicht und Wassersucht, Schwellungen infolge von Herzinsuffizienz sozusagen, nicht schlafen konnte. Höhepunkt der Kunst sind sie eher nicht. Aber sie bringen einem den Maler näher ...

Ein wichtiger Schritt zur Demokratisierung – auch der Künste, zum Beispiel der Musik – ereignete sich dann rund 222 Weihnachten, nachdem Friedrich Wilhelm Wusterhausen geschenkt bekommen hatte, ein paar hundert Meter entfernt: Auf dem Königs Wusterhausener Funkerberg begann am 22. Dezember 1920 mit einer "Stille Nacht, heilige Nacht"-Liveübertragung die Geschichte des deutschen Rundfunks. Dieser Funkerberg ist mit 65 Metern Höhe nicht wirklich ein Berg, doch im Flachland rund um Berlin machen auch wenige Meter was her, und den Vorteil guter Erreichbarkeit per Eisenbahn besaß der Ort schon damals. Trotz seiner geringen Höhe ist der Funkerberg von fast überall gut zu erkennen: am 210 Meter hohen Antennenmasten. Dabei handelt es sich nur noch um ein Relikt des ganzen "Antennenwaldes", der einst auf dem etwa 130 Hektar großen Gelände stand.

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Funkerberg in Königs Wusterhausen Funkerberg in Königs Wusterhausen, Foto: TMB-Fotoarchiv/Christian Bartels

Im heutigen Sender- und Funktechnikmuseum zeugt ein Modell davon. Es befindet sich in dem Haus, in dem im Dezember vor 98 Jahren der leitende Techniker Erich Schwarzkopf mit seiner Geige wohl recht beengt neben einem 5-Kilowatt-Lichtbogensender in einem zwecks Schalldämmung mit Schlafdecken ausgelegten Raum stand. Cello und Klarinette spielende Postbeamte hätten überdies bereit gestanden, doch ein Zusammenspiel vieler Instrumente zu übertragen bereitete in der Frühphase des Rundfunks Schwierigkeiten wegen akustischer Kopplungen. Daher erklangen wohl nur Schwarzkopfs Geige, ein Harmonium und Gesangsstimmen. Außer Weihnachtsmusik wurden Gedichte vorgetragen und wahrscheinlich Grüße ausgesprochen. Aufgezeichnet werden konnte seinerzeit nichts, doch die Mischung, aus der Radio auch in der Gegenwart noch besteht, dürfte auch am Anfang gestanden haben.

Auch wenn es damals nur eine dreistellige Anzahl Ohrenzeugen gegeben haben dürfte, avancierte das Radio noch im gleichen Jahrzehnt zu dem Millionenmedium, das es immer noch und sogar in steigendem Ausmaß (2017 stieg die durchschnittliche werktägliche Nutzung in Deutschland um zwei Minuten auf "3 Stunden und 12 Minuten" ...) ist.

Das Programm wurde bald aus Berlin gesendet, doch verbreitet wurde es lange vom zeitweise weltweit leistungsstärksten Sender auf dem Funkerberg. Im liebevoll eingerichteten Museum zeugt etwa ein 1000-PS-Notstromaggregat aus dem Jahr 1935, das meist am letzten Sonntag im Monat angeworfen wird, wie laut und feuergefährlich Rundfunk einst war.

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Funkerberg in Königs Wusterhausen Funkerberg in Königs Wusterhausen, Foto: TMB-Fotoarchiv/Christian Bartels

In der DDR-Ära lag das Gelände auf dem Funkerberg, von einer Stasi-betriebenen Sendestelle abgesehen, brach. Dass der höchste Mast des Antennenwalds, 243 Meter hoch und "Der Dicke" genannt, nicht mehr steht, hat mit keinem politischen Umbruch zu tun, sondern mit einer Naturkatastrophe, die Ost wie West betraf: 1972 fällte ihn der am ehesten noch als "Niedersachsenorkan" geläufige Sturm. Nur noch drei gewaltige Füße, auf denen er stand, sind am westlichen Rand des Funkerberg-Plateaus zu sehen. Neben den braugrauen, technisch entkernten und unter Denkmalschutz leer stehenden Sendehäusern kann das in dunkleren Jahreszeiten ein bisschen gruselig wirken ...

Der kleine Berg lässt sich wie der ganze Ort, zu dessen Attraktionen mit dem im 16. Jahrhundert angelegten Nottekanal auch noch einer der ältesten künstlichen Schifffahrtswege Deutschland gehört, prima zu Fuß und natürlich per Fahrrad erkunden.

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