Denkste! Was so idyllisch aussieht, ist das Ergebnis des größten Renaturierungsprojekts, das der NABU jemals an einem Fluss gestartet hat. Denn Ende des 19. Jahrhunderts begann der Mensch radikal in das Naturparadies einzugreifen, begradigte die Havel und baute sie zur Wasserstraße für große Schubschiffe aus. Moorgebiete, kleine Inseln, Auenwälder, Schilfgürtel, in den viele Tiere Schutz, Rast und Brutplätze fanden, verschwanden, Nebenarme wurden zugeschüttet, Deiche, Staustufen und Entwässerungsgräben gebaut. Seit knapp vier Jahren nun wird alles auf Anfang gesetzt, bis 2021 erhält die Untere Havel auf 90 Kilometern zwischen Pritzerbe und der Havelmündung bei Havelberg ihr altes Bett zurück.
Nicht nur Flora und Fauna sind zurückgekehrt, auch immer mehr Bootstouristen und Naturliebhaber entdecken die Region. Zahlreiche Biwakplätze und versteckte romantische Badebuchten entlang der Strecke laden ein zur Rast, glasklares Wasser zum Baden, Zeltplätze und Pensionen zum Übernachten. Wo einst künstliche Steinwälle den Fluss in Schach hielten, wuchert wieder üppige Vegetation, die vielen Tieren Unterschlupf gewährt. Mit etwas Glück lassen sich Biber und Fischotter entdecken. Die sehen wir zwar nicht, dafür jede Menge Wildgänse, Libellen, Vögel und Fische. Hin und wieder begegnen wir floßähnlichen Hausbooten oder Paddlern, ansonsten begleitet uns nur der Sound der Natur. Was für eine Idylle!
In Strohdene endet nach drei Tagen unsere Tour durch das wiedergewonnene Paradies. Zum Schluss aber gibt’s noch ein besonderes Highlight – ein Blick in den nächtlichen Himmel. Denn seit vier Jahren ist das Westhavelland der erste offiziell anerkannte Sternenpark Deutschlands, eine Ehre, die weltweit nur etwa zwei Dutzend Regionen zuteil wurde. Bei klarem Wetter kann man die Milchstraße hier mit bloßem Auge beobachten, es scheint, als ob jemand einen Sack voller glitzernder Sterne ausgeschüttet hat. Nichts stört die Ruhe, sieht man mal vom abendlichen Geschrei der Wasservögel ab, die zum Schlafen an den nahen Gülper See gekommen sind, der alljährlich von Zehntausenden Gänsen, Kranichen, Enten und Watvögeln als Rast und Brutplatz dient. Ein Mekka auch für Hobbyornithologen!