Ein, zwei große Teller Nudeln braucht es mittags tatsächlich, um unsere Energiespeicher aufzufüllen, danach gönnen wir uns eine Pause im Freien. Dabei stellen wir fest, dass das Schnitzen von Haselstecken zu den wohl entspannendsten Tätigkeiten überhaupt gehört. Während wir die Äste von ihrer Rinde befreien und uns zaghaft an ersten Mustern versuchen, steigt ein frühlingsfrischer, nach Gurke erinnernder Duft auf. Der Kleinste schläft im Kinderwagen, unsere Handys schlummern unbeachtet in den Tiefen des Rucksackes und wir fühlen uns ziemlich eins mit dieser Welt.
Etwas Aktion darf es aber doch noch sein an diesem Tag – es lockt das nahegelegene Moor. „Was ist denn Moor?“, fragt die Sechsjährige, und die große Schwester antwortet prompt: „Ein gefährlicher Schlamm“. Also geht es nochmal los, vom Feriendorf führt ein etwa zweieinhalb Kilometer langer Weg direkt zum Moor. Und wieder wartet nicht nur das Ziel, sondern schon unterwegs vielerlei Unerwartetes. Da müssen glänzende Käfer, sonderbar aussehende Pilze und flauschige Moose inspiziert werden. Umgefallene Baumstämme versperren den Weg und fordern zum Klettern auf. Und plötzlich stehen wir vor einer großen Suhle. Im nachtschwarzen Matsch der Wildschwein-Badewanne sind sogar noch Hufspuren zu entdecken. Sofort heißt es: Schuhe aus, hinein in die Modderpampe! Das Vergnügen ist grenzenlos, begeistert stapfen die Kinder herum, während ihre Schritte die absurdesten Geräusche abgeben. Wir begrüßen diese intensive Begegnung mit der Natur, und hoffen doch insgeheim, dass niemand ausrutscht.
Nun sind es nur noch ein paar Schritte bis zum echten Moor – das sich schon auf den ersten Blick als faszinierender Lebensraum zeigt. Da wachsen keine Bäume, dafür eine Vielzahl anderer Pflanzen, deren Namen wir natürlich nicht kennen – gut, dass wir Bestimmungsbücher mit im Rucksack haben. Der Boden federt eigenartig nach, und bei jedem Schritt dringt Wasser an die Oberfläche. Es liegt etwas Geheimnisvolles über dem Gebiet und eine große Stille. Dass wir wenig später ein großes rostiges Kutsch-Rad im Gebüsch entdecken, erhöht die Spannung noch, und regt viele Fragen an. Wie kam denn eine Kutsche in diesen dichten Wald? Wie lange liegt das Rad hier wohl schon, und vor allem – wo ist bloß der Kutscher geblieben?
Zurück im Feriendorf gibt es nur noch ein Ziel: den See! Nun darf noch einmal ausgiebig im Wasser geplantscht, am Wasserspielplatz gewerkelt und von der schwimmenden Plattform gehüpft werden. Dass dabei die letzten hartnäckigen Spuren der Wildschweinsuhle abgehen, ist schon mal gut. Tausendmal wichtiger ist aber das Glück, das wir als Familie hier gemeinsam erleben.