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            Foto: Steffen Lehmann Wittenberge an der Elbe, Foto: Steffen Lehmann
    Ort: Wittenberge
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Nähmaschinen und Öle an der Elbe Die Wiederentdeckung von Wittenberge

16. Juni 2017 von Christian Bartels

Wittenberge war einst die "Stadt der Nähmaschinen". Über sieben Millionen wurden in der Stadt an der Elbe gefertigt. Damit war nach 1990 Schluss. Aber Wittenberge hat sich neu erfunden. Über eine Wiederentdeckung im Nordwesten von Brandenburg

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Wenn aus einigen Blickwinkeln hinter Wittenberge im Hintergrund der Schriftzug "Veritas" heraus ragt, hängt das weniger damit zusammen, dass sich in dem Backstein-Gebäudekomplex unter anderem eine Schule befindet und humanistisch die Wahrheit hochhält (auch wenn sie das gewiss tut). Sondern mit Nähmaschinen hat es zu tun: Die Elbstadt in Brandenburg war die "Stadt der Nähmaschinen", in der über 3.000 Arbeiterinnen und Arbeiter über sieben Millionen Nähmaschinen herstellten. Wovon nicht mehr viel übrig ist. Man sieht Wittenberge deutlich an, dass es sich um eine Ex-Industriestadt handelt. Auch für Menschen, die fast niemals nähen, lässt sich Interessantes über die Nähmaschinenindustrie im Stadtmuseum "Alte Burg" sowie im Uhrenturm unmittelbar an der ehemaligen Fabrik erfahren.

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Der Uhrenturm in Wittenberge. Uhrenturm in Wittenberge, Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Wenn man im Museum von einem der zeitgenössischen, schnurgebundenen Telefone den Hörer abnimmt, erzählen Stimmen einstiger Arbeiterinnen und Arbeiter lebhaft von der bis in die frühen 1990er Jahre reichenden Vergangenheit – zum Beispiel, dass der VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge außer Maschinen der eigenen Marke "Veritas" auch gerne welche ohne Herkunftsnachweise produzierte, auf die westdeutsche Versandhändler dann ihre eigenen Markennamen draufkleben konnten. Und davon, dass sich die Hoffnung, die langjährigen Geschäftspartner würden die von ihnen geschätzte Maschinen auch zu neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen einkaufen, nach 1989 nicht erfüllte. Wozu natürlich gesagt werden muss, dass im Zuge der weitergegangenen Globalisierung längst praktisch keine Nähmaschinen mehr in Europa hergestellt werden und alte westdeutsche Veritas-Kunden, wie Quelle und Neckermann, ebenfalls vom Markt verschwunden sind.

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Hafen Wittenberge Hafen Wittenberge, Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Eine Stadt erfindet sich neu

In Wittenberge verschwanden nach 1989 rund 8.000 Industriearbeitsplätze – und noch mehr Einwohner. Eine Bevölkerungskurve in der Broschüre "Wittenberge - Stadtbild der Gegensätze" zeigt an, wie die Einwohnerzahl des über Jahrhunderte kleinen Ortes erst Mitte des 19. Jahrhunderts 3.000 erreichte und anschließend stetig anstieg – wie eigentlich überall in Europa. Ab Ende des 20. Jahrhundert aber schrumpfte die Wittenberger Bevölkerung bis fast zur Hälfte ihres Höchststands. Ob die DDR tatsächlich einmal ernsthaft und nachhaltig "zehntstärkste Industrienation der Welt" war, darüber lässt sich lange streiten. Zumindest war Wittenberge eine der Städte, die für diesen Status zeugten. Was natürlich nicht nur Vorteile hatte, sondern auch schmutzig, gesundheits- und umweltschädlich stank, wie es die ebenfalls dort produzierte Zellwolle wohl getan hat.

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Rathaus Wittenberge Rathaus Wittenberge, Foto: TMB-Fotoarchiv/Christian Bartels

Es dauerte, bis das Stadtbild sich erholte. Inzwischen hat es das: Aus den markant an der Elbe aufragenden Ölspeichern gleich hinter der breiten Promenade an der breiten Elbe, dem wohl imposantesten der alten Industriebauten in backsteinroter-Ziegeloptik, wurde ein Hotelkomplex mit "Indoor-Tauchturm", Kletterturm und Schau-Brauerei. Was in dieser "Ölmühle" einst gelagert wurde, war kein Erdöl (das gab es niemals in und um Wittenberge). Vielmehr wurden Raps-, Lein- und Rübenöle verarbeitet, weniger zu Speisezwecken, sondern als "Leucht- und Schmiermittel". Solche Öle waren der Stoff, durch den Wittenberge aufstieg. Das lässt sich gleich vorm gewaltigen Bahnhofsgebäude erfahren.

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In der Ölmühle lagerte früher das "Gold" von Wittenberge. Alte Ölmühle , Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Da tritt man gleich auf den großen Salomon-Herz-Platz. Der jüdische Kaufmann hatte im 19. Jahrhundert die Stadt an der Elbe als idealen Fabrikstandort erkannt. In den 1830ern, als Flüsse noch die wichtigsten Verkehrsadern waren, sorgte er für den Ausbau des Hafens an der Elbe. Als im folgenden Jahrzehnt geradezu mit Internet-Geschwindigkeit Eisenbahnen zum wichtigsten Verkehrsmittel avancierten, sorgte Herz als Teilhaber der (damals privaten) Eisenbahngesellschaften dafür, dass die Strecke zwischen den beiden bereits damals größten deutschen Städten via Wittenberge führte. In der Bahn zwischen Hamburg und Berlin soll Wittenberges Bürgermeister anno 1903 dann auch dem Vertreter des US-amerikanischen Nähmaschinen-Herstellers Singer begegnet sein, der gerade einen Standort für eine deutsche Fabrik suchte, und ihn von seiner Stadt überzeugt haben. Aus dem Singer-Werk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dann ein volkseigener Betrieb, wofür die US-amerikanischen Singer-Werke übrigens immerhin entschädigt wurden.

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Über den Bahnhof von Wittenberge sprach man einst zwischen Berlin und Hamburg. Bahnhof Wittenberge, Foto: TMB-Fotoarchiv/Christian Bartels

Diese Familie, die mehr oder weniger sämtliche Orte der Region (der Prignitz) gegründet hatte und auch Wittenberges ältesten Bau, das Steintor, errichten ließ, trug und trägt den kuriosen Namen Gans Edle Herren. Anders als die meisten anderen Adeligen strebte diese Familie niemals, oder nicht sehr lange, nach eigener selbstständigen Herrschaft. Was einst unheroisch erschienen sein mag, erscheint aus heutiger Sicht schön friedlich; schließlich waren Herrschaftsansprüche fast immer mit Krieg verbunden.

Die Gans Edlen Herren jedenfalls begnügten sich damit, seit dem 14. Jahrhundert die brandenburgische Erbmarschallwürde sowie das seltene Recht, ihren seltenen Namen führen zu dürfen, innezuhaben. Je nach dem Ort der Prignitz, an dem Mitglieder ansässig waren, konnte der Name etwas vereinfacht auch "Gänse zu Perleberg" und "Gänse zu Putlitz" lauten. Und weil das auch noch kein sehr einfacher Name ist, wenn man ihn öfter verwendet, wurde der Vertreter der Familie, der zwischen zeitig (als Schriftsteller sowie als Hoftheaterintendant zwischen Schwerin und Karlsruhe) am aller bekanntesten wurde, noch einfacher Gustav Gans genannt ...

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Alte Burg in Wittenberge Alte Burg in Wittenberge, Foto: TMB-Fotoarchiv/Christian Bartels

So schlicht die "Alte Burg" ist, um so interessanter sind Bauten aus allen Stilepochen der Industriezeit: von Arbeiter-Reihenhäusern im "Manchesterstil" bis zum historistischen Rathaus der späten Kaiserzeit und dem Kultur- und Festspielhaus der frühen DDR-Ära. Von einem "Stadtbild der Gegensätze" lässt sich also wirklich sprechen.

Das allergewaltigste Bauwerk ist der Bahnhof, der größte zwischen Berlin und Hamburg (aus der Zeit, in der Bahnhöfe nicht nur Shoppingzentren waren). In seiner Nähe, im Lokschuppen, wartet eine weitere Ausstellung, die zwar auch historische Bedeutung besitzt, erfreulicherweise aber nicht nur solche. Vielmehr betreibt die Deutsche Bahn in Wittenberge ein Ausbesserungswerk, das bereits tief aus dem 19. Jahrhundert stammt, nun aber eigenen Angaben "nun zu den modernsten in Europa gehört" – und die Industriegeschichte auf sogar vergleichsweise umweltfreundliche Weise noch ein bisschen in die Gegenwart verlängert.

Eine Wiederentdeckung, zum Beispiel auf der Reise zwischen Berlin und Hamburg, ist Wittenberge der späten 2010er Jahre also durchaus wert.

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